Schrankenwärterposten Nr. 9
Der Schrankenwärterposten (also eigentlich nur Schrankenposten…) Nr. 9 der “Deutschen Reichsbahn” auf einer Aufnahme aus dem Jahre 1938. Zu diesem Zeitpunkt und auch noch in den 1940er Jahren bewohnte der Oberbahnwärter Hähle das Haus und versah hier neben anderen Kollegen seine 12-Stunden-Schichten, die meist von 6:00 bis 18:00 Uhr bzw. von 18:00 bis 6:00 Uhr gingen.
Es galt als Privileg unter den Eisenbahnern, in einem solchen Gebäude wohnen zu dürfen, die anderen Schrankenwärter kamen von zu Hause hierher zur Arbeit.
Die Schrankenwärtergebäude wie das hier behandelte sind typisch für Sachsen und gehörten der sogenannten 3. Klasse an. Gebäude der 1. und 2. Klasse waren entsprechend größer und standen an wichtigeren/verkehrsreicheren Abschnitten.
(Foto: Steffen Hammermüller)
Die Arbeit eines Schrankenpostens der Deutschen Reichsbahn bestand neben seiner Hauptaufgabe der Schrankenbedienung auch darin, in einem festgelegten Streckenabschnitt die Strecke von der Vegetation frei zu schneiden und die Schwellenschrauben nach zu ziehen.
Man achte auch auf den doppelten Schienenstrang, das untere Gleis (…das Rechte Richtung Einsiedel) wurde 1946 als Reparationsleistung von der Sowjetunion demontiert.
Die Nummer 9 an der Fassadenecke betraf wohl keiner Erklärung, das “F” stand für “Fernsprecher”, aber natürlich nicht öffentlich, sondern für das bahneigene Netz.
Die Baukosten für solch ein Häuschen der 3. Klasse betrugen 12.000 Reichsmark. Die abgebildeten Ausschnitte aus einer Bauzeichnung lassen sich auf viele Schrankenwärterhäuser der 3. Klasse beziehen.
(Vorlagen: Steffen Hammermüller)
Frühe Bewohner:
Der Bedienstete der “Königlich Sächsischen Staatseisenbahn” Lois Bergelt (rechts) mit seiner Familie im Garten des Bahnwärterhäuschens um 1910.
(Foto: Maria Engelhardt)
Der Posten Nr. 9 bediente zwei Schrankenanlagen. Einmal den Straßenübergang Kurt-Franke-Straße (respektive Erfenschlager Straße, wie sie damals hieß). Wir sehen auf dem linken Foto (vor 1937) an der linken Ecke unten noch ein Stück Wäschegarten des Schrankenwärters.
Das Foto rechts zeigt den Bahnübergang am 1. Juli 2007, heutzutage selbstredend vollautomatisch.
Des Weiteren bediente der Posten über Stahlseile noch die Schranken an dem kleinen Fußgängerübergang am Ende der Lindenstraße. Damals ließen sich dort noch die Gleise überqueren und über den abgebildeten Steg kam man über die Zwönitz auf die Hauptstraße. Dieser Steg wurde im zweiten Weltkrieg abgetragen und eingeschmolzen. Das Fachwerkhäuschen steht indes noch heute (Hauptstraße 18, Fam. Börner).
(Foto: Uwe Aurich)
Die Fotos oben und links zeigen das Gebäude am 1. Juli 2007.
Der heutige Besitzer kaufte es 1996 der “Deutschen Bahn AG” ab.
In Bezug auf den vorstehenden Artikel wollen wir an dieser Stelle noch kurz auf die anderen in Einsiedel befindlichen Postengebäude der Eisenbahn eingehen:
Posten 7
… befand sich am Ortsausgang Erfenschlag Richtung Einsiedel und war ebenfalls ein Bautyp 3. Klasse. Dieser Posten war ständig besetzt und bediente die Schranken des dortigen Bahnübergangs. Am 5. März 1945 schlug hier das Schicksal hart zu. Eine Frau Neubauer (geb. Hesse) verbrannte mit ihrem etwa zwei Jahre alten Kind im Kellergewölbe, das zum Postenhaus gehörte und unmittelbar hinter dem Gebäude in den Felsen gehauen war, nach einem Bombentreffer. Ihr Mann Alfred Neubauer war bereits in diesem Krieg bei der Artillerie an der Front vor Leningrad gefallen, ebenso dessen Bruder Herbert Neubauer.
Heute Wohnhaus im Privatbesitz, der Bahnübergang ist nur noch für Fußgänger geöffnet.
Posten 8
… war eine Bretterbude mit Fernsprecher und Schlüsselblock, die bis zur Einrichtung des Werkshaltepunktes „Einsiedel Betriebsberufsschule“ (8. Mai), später „Haltepunkt Gymnasium“, dort stand. Sie verdankte ihre Existenz dem ehemaligen Abzweig des Werksanschlusses der ehemaligen Papierfabrik und war nicht ständig besetzt.
(Der Haltepunkt Gymnasium wurde im Zuge des „Chemnitzer Modells“ ca. 300 m in Richtung Bahnhof Einsiedel verlegt.)
Posten 10
… befand sich erst in Höhe Gärtnerei Schwarz und wurde später an den Schrebergartenweg verlegt.
Posten 11
… war eine Bretterbude mit Fernsprecher und Schlüsselblock in Höhe Sportplatz “Drei Eichen” und nicht ständig besetzt. Dieser Posten hatte Funktionen in Bezug auf das Werksanschlussgleis der Brauerei.
Posten 12
… war wiederum ständig besetzt und befand sich am Übergang “Am Mühlberg”. Er bediente über Stahlseile die dortigen Schranken und auch die am Sportplatz “Drei Eichen”.
Für die Unterstützung zu dieser Seite bedanken wir uns bei:
- Steffen Hammermüller
- Gerhard Wagner
Passender, ergänzender Artikel zu dieser Seite:
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