Ehemalige Ortslistennummer/Brandkatasternummer (nicht bekannt)
Vormals „Restaurant zum Bahnhof“
Das “Restaurant zum Bahnhof” in der Hauptstraße 85 auf einer Fotografie aus den 1930er Jahren …
… und, um gleich mal einen unmittelbaren Vergleich zu haben, rechts eine Aufnahme vom 2. Oktober 2014.
(Foto links: Kristina Brühl)
Links eine Postkarte vom 6. Mai 1911.
Der Name für das Lokal schwankte: “Restauration, Restaurant, Gasthaus, Gaststätte”… die Konstante waren dann immer die Schlussworte: “… zum Bahnhof”.
Vom Bahnübergang in Richtung Einsiedler Rathaus:
Links eine Lithografie zwischen 1910 und 1920, rechts in etwa der gleiche Standort am 2. Oktober 2014.
Anfangs wurde die “Restauration zum Bahnhof” von Bernhard Hartmann betrieben wurde, später kaufte Frieda Kürsten das Grundstück mit Gaststätte und betrieb diese weiter.
Das Foto rechts stammt wohl aus den 1920er Jahren. Es könnte sein, dass es sich bei dem Kutscher um Hermann Lohß handelt. Er war der Vorbesitzer der uns später als “Kohlen-Helbig” bekannten Kohlenhandlung in der Berbisdorfer Straße 35.
(Foto: Kristina Brühl)
Die “Gaststätte zum Bahnhof” ist nicht zu verwechseln mit der Bahnhofsgaststätte respektive “Reichsbahnwirtschaft Einsiedel”, diese befand sich direkt im Bahnhofsgebäude. Oben und unten die Werbeanzeigen beider Gaststätten aus einer Beilage des “Chemnitzer Tageblattes” vom Oktober 1936.
Beim anglo-amerikanischen Bombenangriff am 5. März 1945 wurde das Hauptgebäude vorn an der Straße völlig zerstört. Das weniger in Mitleidenschaft gezogene Hintergebäude konnte für Wohnzwecke wiederhergerichtet werden. Auf der Grundfläche des zerstörten Haupthauses wurde ein lagerraumähnlicher Anbau errichtet.
Im Erdgeschoss des (nunmehr ehemaligen) Nebengebäudes eröffnete die Gaststätte neu.
Foto links: Wohl die 1950er Jahre. Am Bildrand gut zu erkennen das zu Wohnzwecken wieder errichtete ehemalige Nebengebäude, jetzt das Haupthaus.
Rechts die gleiche Stelle am 14. September 2004.
(Foto links: Torsten Richter)
Nach dem Wiederaufbau des ebenfalls im Bombenhagel zerstörten Bahnhofs wurde die darin befindliche Gaststätte von Hermann Brühl in Pacht betrieben, wie uns die nebenstehende Werbeanzeige aus der Festschrift zur 700-Jahr-Feier von Einsiedel 1955 verrät.
Es blieb also alles in Familie … Hermann Brühl war der Schwiegersohn von Frieda Kürsten.
„Bei Brühl´s“ in den 1960ern oder was der Großvater noch wusste …:
In einer Zeit, als Fernsehgeräte fast unerschwinglich waren, hatte das Einsiedler “Kneipenleben” natürlich einen ganz anderen Stellenwert als heute.
Montags gab es im “Gasthaus zum Bahnhof” immer die “Sportler-Nachlese”. Das ging bis 1968, bevor im “Sportlerheim” (eröffnet am 31. Mai 1959) ein einzelnes Zimmer für Schankbetrieb umfunktioniert wurde (… die “Höhle”). Man spielte also am Sonntag und trank montags, ab 1968 waren dann die Wege wesentlich kürzer und man konnte mit dem Trinken unmittelbar nach Spielende beginnen, da der Spielausgang dafür völlig ohne Bedeutung war.
Auch immer aktuell: Skat spielen. Ein Quartett waren Walter Edel (Fleischermeister), Erich Oelsner (Schuster), Karl Swarowski (“Sauschneider” … aber das durfte man nicht sagen, es hieß “Staatlich geprüfter Kastrierer”) und letztendlich Fritz Grass (Fuhrunternehmer). Man spielte “Bierlachs” in eine Kasse. Nicht immer war es so, dass alle vier Männer zugleich da waren. Wer fehlte, der musste für einen Ersatzmann „finanziell sorgen“. Das bedeutete, für diesen eine Bockwurst und zwei Pilsner zu zahlen und für eventuelle Spielverluste des Ersatzmannes war auch noch aufzukommen. Den Ersatzspieler selbst griff man sich aus den anderen zahlreichen Anwesenden. Wie wir hörten, mussten sie nie zu dritt spielen …
Der Gaststättenbetrieb ging bis 1968 und wurde dann zu Gunsten eines Getränkehandels aufgegeben. Erweiterungen für diesen Getränkehandel erfolgten 1985 bis 86, in dem der nach dem Krieg auf dem Platz des ehemaligen Hauptgebäudes errichtete Anbau vergrößert wurde. Der Getränkehandel wurde in diesen Räumen bis 30. April 2012 betrieben.
Mit Beginn des Rentenalters hat die letzte Betreiberin, Kristina Brühl (Schwiegertochter von Hermann Brühl), das Geschäft dann geschlossen.
Für die Unterstützung zu dieser Seite bedanken wir uns bei:
- Kristina Brühl
Diese Seite wurde aus der Ursprungsversion (www.einsiedel.info, ab 2004), die seinerzeit mit einer speziellen Software (NetObjects Fusion) gestaltet worden war, fast identisch übernommen. Es kann hierbei manchmal zu Darstellungsproblemen kommen, in erster Linie deshalb, weil die eingefügten Bilder kleiner sind als die Aufnahmen, die wir seit dem Wechsel des Layouts bei allen neueren Seiten einfügen.
Die bildlichen und textlichen Inhalte stellen den Stand unserer Veröffentlichung zum „Restaurant zum Bahnhof“ dar, wie er in der Version 2004, die über zehn Jahre (2004-2014) ausgegeben wurde, publiziert war. Für dieses Objekt liegen in unserem Archiv weitere Fotos vor.
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