Ehemalige Ortslistennummer/Brandkatasternummer (nicht bekannt)
„Roter Konsum“
Das Gebäude in der Hauptstraße 44 etwa um 1920.
Wie auf dem Foto ersichtlich, war zum Zeitpunkt hier der „Consum Verein für Einsiedel und Umgegend“ beheimatet, dem das Gebäude auch gehörte.
(Foto: Jürgen Krauß)
Bei Bernd Obermaier lesen wir, dass bereits 1889 die erste Konsumgenossenschaft in Einsiedel gegründet wurde. Ihr erstes Geschäft befand sich im Hause Fabrikstraße 1 und war nur an einzelnen Tagen und dann auch nur in den Abendstunden geöffnet.
Die hier tätigen Mitarbeiter(innen) arbeiteten ehrenamtlich und der Verkauf erfolgte nur an Mitglieder.
Wirtschaftlich war der Verein recht erfolgreich. 1904 wurde in der Hauptstraße 63 ein weiteres Geschäft eröffnet und 1906 kauft man das Gebäude in der Hauptstraße 104.
Ab dem gleichen Jahre wurde nun auch täglich und ganztags verkauft.
Bis 1907 war der Mitgliederstand auf 657 Personen gestiegen.
Einige recht zufriedene Mitglieder des Konsumvereins sehen wir auf dem nebenstehenden Foto, es ist wohl Ende der 1920er-Jahre entstanden.
(Foto: H+G Einsiedel)
Eine Werbeanzeige aus dem Jahre 1926 und ein Foto des Gebäudes etwa um 1915.
Trotz wirtschaftlicher Stärke und Schuldenfreiheit wurde die Konsumgenossenschaft im Dritten Reich ab 1. April 1941 als Verbrauchergenossenschaft der „Deutschen Arbeitsfront (DAF)“ unterstellt. Grundlage dafür war die
„Verordnung zur Anpassung der verbrauchergenossenschaftlichen Einrichtungen an die kriegswirtschaftlichen Verhältnisse“ vom 18. Februar 1941.
Das sogenannte „Gemeinschaftswerk der Deutschen Arbeitsfront (GW)“ war mit etwa 500 gewerblichen Betrieben aller Art und rund 14.000 Verkaufsstellen ehemaliger Konsumvereine ein wichtiger Faktor im deutschen Wirtschaftsleben.
Bis 1914, also bevor der Konsumverein das Gebäude erwarb, war hier im Haus das Geschäft des Uhrmachermeisters Richard Uhlig. Er verlegte dann seinen Laden in die Hauptstraße 82.
Zu Zeiten der DDR war in dem Gebäude die „Konsumverkaufsstelle 307“ untergebracht, welche „Waren des täglichen Bedarfs“ verkaufte und sich über die gesamte Erdgeschossfläche erstreckte. Umgangssprachlich wurde das Gebäude im Ort auch als „Roter Konsum“ bezeichnet, was allerdings keine ideologischen Gründe hatte, sondern von den Backsteinen der Fassade herrührte.
Nach 1990 war hier noch einige Jahre der Lebensmittelmarkt „Simmel“, bevor nach 2000 dann auch in der ehemaligen Gewerbefläche im Erdgeschoss Wohnungen eingerichtet wurden.
Foto links vom 31. Oktober 2004.
Am 2. September 2009, als das nebenstehende Foto entstand, befanden sich im gesamten Gebäude acht Mietwohnungen und Eigentümer des Hauses war zum Zeitpunkt noch immer die Firma Simmel.
Passender, ergänzender Artikel zu dieser Seite:
- Einsiedler Hauptstraße 82: Uhrmacher Uhlig, Textilwaren Sommer, „Textil-Konsum“, „Modehaus Einsiedel“
Diese Seite wurde aus der Ursprungsversion (www.einsiedel.info, ab 2004), die seinerzeit mit einer speziellen Software (NetObjects Fusion) gestaltet worden war, fast identisch übernommen. Es kann hierbei manchmal zu Darstellungsproblemen kommen, in erster Linie deshalb, weil die eingefügten Bilder kleiner sind als die Aufnahmen, die wir seit dem Wechsel des Layouts bei allen neueren Seiten einfügen.
Die bildlichen und textlichen Inhalte stellen den Stand unserer Veröffentlichung zum „Roten Konsum“ dar, wie er in der Version 2004, die über zehn Jahre (2004–2014) ausgegeben wurde, publiziert war. Für dieses Objekt liegen in unserem Archiv weitere Fotos vor.
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