In Einsiedel befasste man sich schon recht früh mit der Ausgestaltung bestimmter Ortsteile. Bereits 1903 beschloss man spezielle Bauvorschriften für den Ortsteil “Rothenburg” an der nachmaligen Seydelstraße. Diese Vorschriften bestimmten im Wesentlichen die Größe der Wohnräume. Für die äußere Gestaltung der Grundstücke und Hausfassaden erfolgte 1906 eine Ausschreibung unter den Mitgliedern der “Bauhütte Chemnitz”. Man legte viel Wert auf eindrucksvolle, aber zweckmäßige Bauten. Die Stadt Rothenburg ob der Tauber (Bayern) mit ihren vielen mittelalterlichen Gebäuden sollte neben anderen historischen Städten als Beispiel dienen. Daher rührt auch der Name für den Ortsteil, welcher allerdings heute keine Anwendung mehr findet und nur noch den allerwenigsten in Bezug auf Einsiedel bekannt sein dürfte.
Man entschied sich letztlich für einen Entwurf des Regierungsbaumeisters Dr. Paul Klopfer aus Holzminden. Die Architekten Emil Büttner und Paul Meier wurden schließlich mit der Projektierung und Ausführung beauftragt. Büttner war es dann auch, der bis 1912 erste Häuser auf eigenen Kosten bauen ließ.
Der Text in der nachfolgenden Ansichtskarte verrät uns schon den Blickwinkel. Und der aufmerksame Betrachter erkennt auch, dass zum Aufnahmezeitpunkt bereits Teile der Reichsstraße bebaut sind. Um den August-Bebel-Platz (rechts) indes sind noch keine Gebäude errichtet.
Das Bombeninferno am 5. März 1945 hinterließ auch auf der Seydelstraße eine Spur der Verwüstung. Nachfolgend sehen wir eine Zeichnung von Walter Viertel aus dem Jahre 1946.
Zur Orientierung: Die Gebäude links und Mitte (hinter dem Zaun), die hier rückseitig zu sehen sind, grenzen an den August-Bebel-Platz. Das linke Haus wurde nicht wieder errichtet, heute ist dort eine Parkfläche. In der Bildmitte der “Kreml”, August-Bebel-Platz 1. Die Ruine am rechten Bildrand wurde ebenfalls abgetragen. Lange war hier Freifläche, bevor von 1973 bis 75 dann dort der sogenannte “Neubau” (Seydelstr. 13-19) errichtet wurde.
Oben eine weitere Zeichnung von Walter Viertel, ebenfalls von 1946. Der Focus rückt jetzt etwas nach rechts, wir blicken in den oberen Teil der Seydelstraße. Links die Ruine der Nr. 13, rechts die Nr. 14. In der Bildmitte im Hintergrund am Ende der Straße das Gebäude Neue Straße 27 und 29. Es scheint intakt zu sein, aber das ist nur die halbe Wahrheit.
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