Einsiedler Hauptstraße 83

Milch-HO Einsiedel„Grünwaren-Hofmann“
und „Milch-HO“

 

… diese ortsüblichen Bezeichnungen dürften -altersabhängig- wohl noch dem einen oder anderen bekannt sein. Aber der Reihe nach. 

Rechts eine Winteraufnahme aus dem Jahre 1979. Zum Zeitpunkt finden wir dort die „Milch-HO“. Das Ladengeschäft war im Anbau rechts, der Eingang wird hier auf dem Bild von der Luthereiche verdeckt.
Die „Milch-HO“ war nach „Grünwaren-Hofmann“ hier im Hause.
(Foto: Wolfgang Röhr)

 

 

 

 

 

Oben zwei Annoncen aus dem Jahre 1926. Es begann mit Albin Hiemann – er hatte hier sein Geschäft für Kolonialwaren und allerlei anderes aus dem Bereich Lebensmittel. Damals war ein Kolonialwarenladen neben den sogenannten Materialwaren-Geschäften der Klassiker im Einzelhandel, ein typischer Tante-Emma-Laden. Zu DDR-Zeiten nannte man das dann WtB = Waren täglicher Bedarf, wenn auch sowohl die Warenbreite als auch die Warentiefe, vor allem bei „Artikeln aus den heißen Zonen“ (Kolonialwaren), recht dünn war.

Einen Kolonialwarenhändler haben wir übrigens auch heute noch in Einsiedel.
Glauben Sie nicht? Ist sogar der Platzhirsch: EDEKA = Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler (im Halleschen Torbezirk zu Berlin).

Zum Friseur Goldmann ist zu sagen, dass zum Erscheinungstermin der obigen Anzeige (1926) seine Tage hier im Hause gezählt waren, denn kurze Zeit später finden wir ihn zwei Häuser weiter in der Hauptstraße 87. Goldmanns Salon befand sich hier in der 83 im Hauptgebäude links. Später war dann in diesen Räumen das Blumengeschäft von Charlotte(?) Reuter bis etwa 1960. Diese war aus der Hauptstraße 64 herüber gezogen.

 Ein Blick von der anderen Seite…:

Nachfolger von Albin Hiemann war dann Heinrich Schubert, er handelte auch im größeren Stil mit Hefe, was wohl vor allem für die hiesigen Bäcker relevant war. Schubert folgten dann Else und Kurt Hofmann mit ihrem Geschäft für Grünwaren und Waren des täglichen Bedarfs.

Die Aufnahme oben links gewährt uns ein Blick ins Geschäft in den 1950er Jahren, Else Hofmann ist die Frau rechts. Den Anbau am südlichen Giebel des Hauptgebäudes, in dem sich der Verkaufsraum befand, sieht man deutlich auf dem rechten Bild aus den 1960er Jahren. Zum Aufnahmezeitpunkt verkauft hier die volkseigene Handelsorganisation (HO). Diese hat das Geschäft später nach dem Tod von Kurt Hofmann am 28. Mai 1958 (an jenem Tag wurden in der DDR die Lebensmittelkarten abgeschafft) als Mieterin übernommen. Die HO nutzte später auch die kühlen Räume des ehemaligen Blumenladens im Hauptgebäude links als Lager für diverse Molkereiwaren.
(Fotos: Ingobert Rost)

Milch HO EinsiedelWestbesuch 😯 Das Foto links vom März 1987 verdanken wir Andreas Weidmüller aus Mönchengladbach. Er war damals einige Male hier in Einsiedel zu Besuch und streifte mit dem Fotoapparat durch den Ort. Neben dieser Aufnahme hat er uns noch einige andere Bilder von Einsiedler Geschäften zur Verfügung gestellt. Durch die Jahreszeit ohne Grün an den Bäumen und dem Hochnebel wirken die Bilder recht bedrückend auf den Betrachter, die „graue DDR“ wird hier – ungewollt freilich – noch etwas trostloser dargestellt…

Mit was die HO im Hause handelte, ist deutlich zu lesen. Mit der Wende kam das Ende für die volkseigene Handelsorganisation, deren eigene Geschäfte wurden von der Treuhandanstalt veräußert. Hier war sie nur eingemietet und Frau Christine Schmidt führte von 1991 bis 2002 den Laden mit einem recht ähnlichem Angebot weiter.

 

 

 

Einsiedler Hauptstr. 83 im Dezember 2005 (früher Milch HO)Im Hauptgebäude links (also wo ganz früher Friseur und Blumenladen waren) betrieb seit 1991 Evelin Hofmann eine „Quelle-Agentur“. Als die „Post-Agentur“ im Zeitschriften-Shop von Bernd Obermaier (Am Plan) am 30. November 2000 schließt, führt Hofmann diese ab 1. Dezember hier im Hause weiter. Später wechselt sie mit dem Geschäftsräumen in den Anbau, der mehr Platz bot.
Rechts eine Aufnahme vom 18. Dezember 2005.

Am 30. November 2008 gab Evelin Hofmann sowohl Quelle- als auch Post-Agentur auf. Seit dem gibt es kein Geschäft mehr hier im Hause.

 

 

 

 

Unten zwei Aufnahmen vom 18. Juli 2017.

 


 

Einsiedler Hauptstraße

 

 

 

 

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