Ehemalige Ortslistennummer/Brandkatasternummer 44
Brot-, Weiß- und Feinbäckerei Enzmann
Nur lückenhaft ist die Reihenfolge der Besitzer bzw. Bäckermeister nachvollziehbar, die hier im Laufe der Jahrzehnte wirkten.
In den Adressbüchern 1893 und 1897 finden wir hier den Bäckermeister Paul Bieber, der zum Zeitpunkt noch unter der Ortslistennummer 44 firmiert, da die Hausnummern, wie wir sie heute kennen, noch nicht eingeführt waren.
1913 nennt uns das Adressbuch dann Josef Enzmann, der jetzt hier am Königsplatz 2 die Bäckerei betreibt.

Vom Gebäude selbst verfügen wir derzeit bedauerlicherweise nur über Bilder, die das Gebäude im Hintergrund zeigen. Wir wollen daher noch einmal den uns von der Seite Am Plan 11 bekannten Festwagen der Tischlerei Aurich von der Lindenstraße bemühen. Dieser hat inzwischen vor Ort gedreht und wir sehen nun die andere Seite. Im Hintergrund erkennen wir aber recht deutlich die Enzmannsche Bäckerei.
Links eine Feuerwehrveranstaltung im Kaiserreich, wohl um 1910. Die Kameraden zeigen ihre Ausrüstung und natürlich ihre erlernten Fähigkeiten einem interessierten Publikum, welches sich – in bester Garderobe – zahlreich eingefunden hat.
Das Feuerwehrgebäude (links), das Kantorat (oben) und die Bäckerei Enzmann sind „über die Toppen geflaggt“. Vielleicht war der Anlass der Übung mit anschließender kleiner Parade der Sedantag am 2. September (Nationalfeiertag), aber wer weiß das schon …?

Drittes Reich, HJ stellt auf dem Plan.
Aber eben auch hier die Bäckerei lediglich im Hintergrund.

Links eine Reklameanzeige von 1926. In dem im selben Jahr erschienenen Adressbuch lesen wir unter Bäckereien:
Enzmann, Klara, verwitwet, Am Plan 2.
Und aus mündlichen Überlieferungen kennen wir noch Alfred Enzmann, einen Sohn, der die Bäckerei bis zum Untergang 1945 betrieben haben soll.
Unsere Vermutung ist dahingehend, dass Klara die Witwe vom eingangs erwähnten Josef Enzmann ist. Oswald ist deren Sohn, der dann übernahm, und Alfred entweder dessen Sohn oder ein Bruder. Alles ist verworren wie so oft, wir wollen aber den aktuellen Sachstand erst einmal dokumentieren.
Wie alle Gebäude Am Plan fiel auch dieses am 5. März 1945 dem alliierten Bombenterror zum Opfer und wurde nicht wieder errichtet. Jahrzehntelang, also praktisch über die gesamte DDR-Zeit, war das Grundstück eingeebnet. Die Trümmer waren beräumt, aber ansonsten war die Fläche ohne Nutzung. Meterhoch wucherte das Unkraut und wurde nur fallweise gemäht oder gefällt.
So zum Beispiel 1979 zum 100-jährigen Feuerwehrjubiläum, als man auf der Fläche eine kleine Holzhütte abfackelte, um die Löschtechnik zu präsentieren. Danach wurde es von den Besitzern der Hauptstraße 74 gepachtet und als Pferdekoppel und Longierplatz genutzt.

Mitte der 1990er Jahre kaufte Jörg Schmidt, Eigentümer der Wagenpflege Am Plan 1, also des Nachbargrundstücks, das Anwesen von der Treuhandanstalt und integrierte es in sein Grundstück.
Am Plan 2 hörte damit auf, postalisch zu existieren.
Die Gemeindeverwaltung Einsiedel, die den Neubau der Häuser Am Plan 4, 6, und 8 genehmigt hatte, trat dann mit der Bitte an Jörg Schmidt heran, seine Firma von Am Plan 1 auf Am Plan 2 umzufirmieren. Er lehnte mit Verweis auf den Neudruck von Briefköpfen, Visitenkarten usw. ab. Außerdem – und da sind wir aus heimatgeschichtlicher Sicht ganz bei ihm – liegt der Ursprung seiner Firma in der Hausnummer 1.

Auf der Brachfläche (und ehemaligen Standfläche der Enzmannschen Bäckerei) ließ Jörg Schmidt dann ein neues Gebäude errichten, welches er seit 2001 als Kfz-Reparaturwerkstatt nutzt.
Foto vom 10. Dezember 2006.


Im Herbst 2009 wurde die Fassade verputzt … und so macht der Kfz-Service Jörg Schmidt am 30. Mai 2010 den allerbesten Eindruck.

Für die Unterstützung zu dieser Seite bedanken wir uns bei:
- Jörg Schmidt
Fußnoten und passende, ergänzende Artikel zu dieser Seite:
- Am Plan 1: Schusterei Roth, Wagenpflege Erich Schmidt ↩︎