Die
Winterrodelbahn
vom Spitzberg herab mit Startpunkt nahe dem ehemaligen „Etablissement Waldesrauschen“ ist mit der an anderer Stelle hier im Heimatwerk beschriebenen Sommerrodelbahn nicht zu verwechseln, die eine hatte mit der anderen nichts zu tun.
Links sehen wir nun diese Winterrodelbahn auf einer Postkarte, postalisch gelaufen am 12. Februar 1917.
Bei der Karte handelt es sich um eine Fotomontage, sowohl die Personen als auch der Esel sind ins Bild hinein retuschiert worden. Im “Waldesrauschen” hatte es aber tatsächlich einen Esel gegeben.
Die Rodelbahn wurde durch den Gartenbaubetrieb Schwarz erbaut. Sie erfreute sich ungemeinen Zuspruchs, fanden doch allenthalben Wettkämpfe und Preisrodeln statt. Die Organisatoren derartiger Veranstaltungen waren 1909 der Chemnitzer Ski-Club und 1911 und 1914 der Fußballclub “Viktoria Einsiedel“. Die Wettbewerbe fanden stets im Januar statt. Viele Ehrenpreise wurden gestiftet und das Publikum war so zahlreich, dass zwischen Chemnitz und Einsiedel Sonderzüge verkehrten.
Im
lesen wir am 22. Januar 1911:
Einsiedel. Preisrodeln des Fußballclubs Victoria (bis in die 1920er Jahre mit „c“ geschrieben, die Red.)
Zu einem wahren Volksfest gestaltete sich das öffentliche Preisrodeln bei herrlichstem Winterwetter am vergangenem Sonntag.
Tausende Gäste waren zu Fuß, mit dem Schlitten, mit dem Auto oder mit der Eisenbahn gekommen. Die Eisenbahn hatte außerdem Sonderzüge von und nach Chemnitz eingesetzt.
Am Fahrkartenschalter in Einsiedel wurden am Nachmittag 2.100 Fahrkarten verkauft.
Zum Wettrodeln starteten 180 Personen.
Es gab ein clubinternes Eröffnungsrennen, ein Damen-Einsitzer-Rodeln, ein Herren-Einsitzer-Rennen, ein Zweisitzer- und ein Mehrsitzer-Rennen. Die beste Zeit lag bei 48 Sekunden. 43 Ehrenpreise wurden gestiftet.
Das Wettrodeln verlief unfallfrei ohne jede Störung. Mit einem Tanz bis Mitternacht klang das Fest aus.
Das Spitzberggelände hinter dem „Waldesrauschen“ ist auf die Karte oben links gut erkennbar. Die Rodelbahn hatte eine Länge von ca. 500 Metern und begann etwas oberhalb des Restaurants. Sie führte dann unmittelbar rechts daran vorbei und in rasanter Fahrt ging es am Waldrand talwärts. Die Strecke endete schließlich unten an den Bahnschienen.
Und hier endete später auch das ganze Kapitel Rodelbahn, denn die Bahnpolizei zog aus Sicherheitsgründen ihre Genehmigung zum Betrieb zurück. Die Karte oben rechts macht deutlich, wieso das ganze Projekt “Winterrodelbahn” auch in den Zuständigkeitsbereich der Bahnpolizei fiel.
Heute erinnert im Gelände nichts, aber auch gar nichts mehr an die Wintervergnügungen unserer Vorfahren in diesem Bereich.
Links die vormalige Strecke einige Meter unterhalb des ehemaligen Standortes des “Waldesrauschen” am 20. März 2005.
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