Antifaschistischer Gedenkstein „Ewige Mahner“

 

Ewige Mahner Einsiedel im Mai 2011

Am 14. Mai 2011 (oben) mahnt das Denkmal wohl vielmehr Mittel für den eigenen Denkmalschutz an, als es eine würdige Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus nach außen tragen kann. Obwohl der gesamte August-Bebel-Platz und somit auch der Gedenkstein unter Denkmalschutz stehen, verschlechtert sich der Zustand Jahr für Jahr. Weder Grünflächenamt noch untere (Stadt Chemnitz) oder obere Denkmalschutzbehörde (Landesdirektion Chemnitz) scheinen zuständig.
Und obwohl das Denkmal seinerzeit eindeutig politischen Charakter trug und trägt und auf Grund des roten Winkels (Dreieck) wohl vor allem an die kommunistischen Opfer des Dritten Reiches erinnert, denkt der mittlerweile kapitalismusgestählte Laie, dass sich vielleicht Vereinigungen aus diesem Spektrum, also z.B. Partei DIE LINKE oder auch VVN-BdA, sich solcher Sachen annehmen, waren es doch vor allem „ihre“ Märtyrer, an die hier erinnert werden soll. Aber nein, auch von dort über 25 Jahre lag keinerlei Initiativen, um den Verfall des Gedenksteins zu stoppen.

 

Enthüllung Ewige Mahner 1954Aber gehen wir erst einmal zurück in die ersten Jahre der DDR. Seit 1954 steht er an prominenter Stelle auf dem August-Bebel-Platz, der antifaschistische Gedenkstein für die „Opfer des Faschismus“ – so die DDR-Bezeichnung für die Opfer des Nationalsozialismus während der Zeit des Dritten Reiches. Reichlich neun Jahre, nachdem eben dieser Nationalsozialismus vom „real existierenden Sozialismus“ abgelöst worden war, wurde am Sonntag, den 12. September 1954, das Denkmal geweiht. Und fortan, bis 1989, wurde hier auch eine Erinnerung gepflegt. An jedem zweiten Sonntag im September fanden die republikweiten Gedenkfeiern statt und so auch in Einsiedel.
Dieses Datum ist übrigens bis heute der Grund, warum die Einsiedler Kirmes am dritten Septemberwochenende gefeiert wird – sie wurde wegen des Gedenktages staatlich verordnet eine Woche nach hinten verlegt. Unsere Kirche wurde am Sonntag, den 9. September 1827 geweiht, also am zweiten Septemberwochenende.

Eröffnungsred mit Männerchor Berbisdorf

Errichtet hatten das Denkmal einige Mitarbeiter des Einsiedler Brauhauses und hier vor allem Fritz Köhler in ihrer Freizeit.

 

 

 

Der Festredner anlässlich der Weihe auf dem Bild rechts ist nicht bekannt.
Vor der Rednerbühne hat der Männerchor Berbisdorf Aufstellung genommen, welcher anlässlich der Einweihung sang.
(Fotos oben und rechts: Ingobert Rost)

 

Ewige Mahner 26.06.2016 hintenOben links 15 Jahre nach „dem letzten Appell“: Am 14. September 2004 ist gerade mal noch der Rasen auf dem August-Bebel-Platz gemäht, am Denkmal wurde lediglich ein Putzschaden vorne ausgebessert, was das Gesamtbild aber keineswegs aufwertet. Oben rechts dann noch einmal 12 Jahre später, am 26. Juni 2016 und rechts die Denkmalrückseite am gleichen Tage.

Allerdings kam nunmehr Bewegung in die Sache, auch wenn es jetzt noch einmal über ein Jahr dauern sollte. Wir hatten im „Einsiedler Anzeiger“ im März 2017 schon einmal einige Zeilen über der „Grünpflegefond der Stadt Chemnitz“ geschrieben:

… Was 2015 noch als Pilotprojekt für die Ortschaften der Stadt Chemnitz begann, scheint sich seit letztem Jahr als feste Größe etabliert zu haben. Jede der acht Ortschaften erhält ein Budget von 3.000 € p.a., über das die jeweiligen Ortschafträte selbständig Aufträge vergeben können. Drei Mitglieder, die jedes Jahr durch der Ortschafstrat aus seinen Reihen gewählt werden, koordinieren die anstehenden Aufgaben. „Grünpflege“ ist hier keinesfalls in dem engen Rahmen zu sehen, den der Name suggeriert. …

Und nun, mit eigenem, kleinen Budget, ließen sich einige Aufgaben bewältigen und so z.B. der Gedenkstein sanieren. Es begann mit einer Reinigungsaktion der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Einsiedel, die am 28. Juni 2016 das Denkmal mit Hochdruckreiniger von Moos, Dreck und allerlei losem Putz befreiten (Fotos: Dirk Hänel):

Mitte März 2017 wurden dann von Jan Wolf von der Einsiedler Firma G&S Bauunternehmen die unzähligen Ausbesserungen und Erneuerungen am teilweise filigranen Außenputzes vorgenommen. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welch handwerklichem Geschick so alte Verzierungen oder „runde Kanten“ wieder hergestellt werden! Oder, wie wir hier beim Heimatwerk als Zeitreisenspezialisten sagen: Etwas aus der Vergangenheit zurückholen. Nun, auch dafür haben wir eine kleine Galerie vorbereitet:

Nächstes drängendes Problem waren (und sind) die beiden Blaufichten neben dem Denkmal. Unter dem 13. Juni 2017 trafen sich einige Ortschaftsräte mit Peter Börner, dem Leiter des Grünflächenamtes Chemnitz am Walter-Wieland-Hain, um die anstehenden Arbeiten ebenda und am August-Bebel-Platz zu klären. Das Gespräch war sehr aufschlussreich und machte reichlich Hoffnung für die Grünflächen. Bezüglich der auf dieser Seite behandelten Thematik gab es sofort ein Einsehen, dass bei den Blaufichten dringender Handlungsbedarf besteht, d.h., dass diese gefällt werden müssen und Ersatzpflanzungen vorzunehmen sind. Da aber wie berichtet der gesamte August-Bebel-Platz unter Denkmalschutz steht, kann hier nur die Landesdirektion eine Fällgenehmigung erteilen und nicht das Grünflächenamt. Bis Anfang Oktober, also über ein viertel Jahr später, hatte sich dahingehend nichts getan. Dass vor allem die Wurzelbildungen der rechten Blaufichte dem Denkmal arg zusetzt, verrät der Blick auf die Rückseite des Denkmals im letzten Bild der Galerie oben. Es wird wohl nicht allzu lange dauern, bis der Putz vor allem im Sockelbereich reißt…

Bäume ausschneiden bei Ewige Mahner in EinsiedelJens MittenzweyOhne irgendwelche Genehmigungen ließen sich aber erst einmal die unteren Äste an den Bäumen entfernen, die bei Wind ständig gegen das Denkmal schlugen. Ortschaftsrat Jens Mittenzwey erklärte sich auf kurzem Wege bereit, hier tätig zu werden und am 17. Juni 2017 wurde die Sache erledigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorläufiger Schlussakkord. Den bildete die Malerfirma Pfoh. Im August wurde nun das gesamte Denkmal von Peter Pfoh neu gestaltet. Es sollte farblich sehr eng an die Ursprungsfarben von 1954 aufschließen. Farbfotos aus dieser Zeit sind rar und meist verblasst. Trotzdem sehen wir, dass hier ganze Arbeit geleistet wurde und sich die Gestaltung ganz nah an das Original anlehnt. Und selbstverständlich haben wir auch dafür eine kleine Galerie erstellt:

Und so zeigt sich den Gedenkstein „Ewige Mahner“ am 10. September 2017 frisch saniert mit Mitteln aus den Grünpflegefond der Stadt Chemnitz, kein Vergleich mehr mit dem Zustand eingangs der Seite. Koordiniert von einigen Ortschaftsräten und ausgeführt von Einsiedler Firmen erfuhr etwas Auferstehung, was jahrzehntelang vernachlässig wurde. Keinesfalls wurde hier einem Zeitgeist hinterher gehechelt – es wurde ein Denkmal saniert – eine verschüttete Tür in unsere Einsiedler Heimatgeschichte wurde wieder geöffnet!

Ewige Mahner Einsiedel im September 2017

Wurzelauswuchs am August-Bebel-Platz in EinsiedelWurzel am Sockel des DenkmalsIndes, wir erwähnten es, sind weitere Arbeiten nötig. Die beiden nebenstehenden Fotos machen deutlich, wie sich die Wurzeln der beiden Blaufichten bis September 2017 ausgebreitet haben. Und vor allem die Aufnahme rechts zeigt die Wurzel, die den Sockel direkt angreift. Risse werden wohl in Bälde die Folge sein…

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

August-Bebel-Platz Einsiedel

 

 

 

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