Asylbewerber & Immigranten:
Das Erstaufnahmelager
Chemnitz-Einsiedel
Dittersdorfer Weg 25
Teil 2
17. Dezember 2015 bis 29. Februar 2016
<<< Die Zeit davor | Die Zeit danach >>>
Schneller vorwärts:
1. Januar | 15. Januar | 1. Februar | 15. Februar | Seitenende
Das Jahr 2016…
…beginnt auf dieser Seite ausnahmsweise schon am 16. Dezember 2015.
Die Seite „Dittersdorfer Weg 25 (2015)“ fährt technisch am Limit. Auf Grund der vielen Daten und Fotos lässt sie sich im Hintergrund nur noch schwer händeln. Die Ladezeiten werden immer länger und auch ein Skript wurde nur noch mit Ach und Krach ausgeführt.
Obwohl es freilich schöner wäre, das Jahr am 31. Dezember abzuschließen, wollen wir kein Risiko eingehen und führen die letzten Ereignisse des Jahres 2015, die zu Jahresbeginn keiner erwartet hätte, hier auf dieser Seite fort.
Der letzte Schweigemarsch vor der Weihnachtsruhe
Die heutige Veranstaltung bildete einen würdigen Abschluss für die Protestkultur in Einsiedel. Die Organisatoren hatte sich viele Mühe gegeben und wurden mit einer Teilnehmerzahl von mindestens 1.200 Menschen und dem entsprechenden Applaus und der Anerkennung ihrer organisatorischen und natürlich der logistischen Leistungen belohnt!
Wir haben nachfolgend eine Fotogalerie eingefügt, die mit den entsprechenden Texten versehen ist und uns damit das Geschehen noch einmal in Erinnerung ruft.
Zusätzlich möchten wir aber auch noch einmal einige Redepassagen der beiden heutigen Sprecher wiedergeben:
Hauptthematik, wie könnte es anders sein, waren die Nazi-Parolen des deutschen Vizekanzlers Sigmar Gabriel.
Trotz dessen Schwarzweiß-Malerei haben wir uns in der Bildergalerie oben für teuren Farbfilm entschlossen. Wir hoffen, wir werden damit dem Bild der Neonazis bestens gerecht und toppen auf diese Weise auch die monochromen Bilder von Leni Riefenstahls Reichsparteitagsfilmen. Also an der Choreografie arbeiten wir noch, gehen aber davon aus, im Großen und Ganzen allen Klischees des Vizekanzlers, seiner Parteigenossen und Wasserträger gerecht zu werden. Auch ist es uns mit der neuen Colorphotographie gelungen, die Brauntöne des Rednerpults in allen Facetten wiederzugeben.
Die beiden Abgesandten des Reichspropagandaministeriums … so, Schluss damit … denn die beiden Redner haben keinen Sarkasmus verdient, bewegten sich ihre Beiträge doch auf höherem Niveau als die Auslassungen Sigmar Gabriels.
Gleich zu Beginn Anmerkungen zu Detlef Müller, SPD-Stadtrat in Chemnitz und Bundestagsabgeordneter (ihm wurde eine Mitschuld an den Nazivorwürfen gegeben), sie wurden mit Beifall honoriert.
Dann fiel der Name Steffi Barthold – Buhrufe.
Der Redner nennt Gabriel einen geistigen Brandstifter und das Parteitagsvideo wird abgespielt. Bei allen Sequenzen dort mit „Nazis“, „Rechtsradikalen“ und beim Betreten der Bühne von Steffi Barthold gab es laute Buh- und Pfui-Rufe und am Schluss „Verräterin“. Der Sprecher prangert an, dass Barthold Gabriels Meinung unterstützt: „Sie sind keine würdige Vertreterin im Ortschaftsrat und im Stadtrat!“
Das liest er den Brief einer Einsiedlerin vor, den diese unter dem 11. Dezember am Info-Stand abgegeben hatte. Beifall.
Der Sprecher berichtet noch von anderen Aktionen, die von Info-Stand in der letzten Woche initiiert wurden und die garantiert nicht im Mainstream erwähnt werden. Für die Kinderkrebshilfe wurden 411 EUR gesammelt und für den kleinen, an Leukämie erkrankten Lucas noch einmal 100 EUR. Für letzteren gab es auch eine fantastische Aktion der Kameraden der Einsiedler Freiwilligen Feuerwehr, wir empfehlen mit besonderem Nachdruck diese Website (ehemals verlinkter Artikel anbieterseitig nicht mehr verfügbar).
Der zweite Redner spricht. Thema erneut Barthold und Gabriel, wieder viel Beifall. Zitiert werden Passagen aus Gabriels Rede und Richtigstellungen wie die Tatsache, dass Steffi Barthold gar nicht für die SPD im Einsiedler Ortschaftsrat sitzt, sondern für die Bürgerliste.
Auch wären erste Schritte gegen die Diffamierungen des Vizekanzlers gemacht. Beifall. Gabriel hat mit seinen Nazi-Parolen einer Spaltung des Ortes entgegengewirkt, jetzt rückt dieser noch näher zusammen. (Armer Michael Müller von der „Freien Presse“, was nun? Was tun? Was machen? Was ausdenken!)
Weiter wird berichtet, dass Widersprüche gegen die Baugenehmigung nun von der Landesdirektion entschieden werden, also von der Behörde, die größtes Interesse am Belegungsbeginn hat.
Und auch in der letzten Woche und da auch am Sonntag wurde im Lager – mit internationaler Beteiligung – gebaut.
Der erste Redner, er ist vom Info-Stand, übernimmt noch einmal kurz für einige Abschlussworte. Er erklärt, dass der Info-Stand auch noch ein oder zwei Jahre durchhalten wird. Viel, viel Beifall!
Es ist 20:40 Uhr, die Veranstaltung endet, auch wenn es noch eine ganze Weile dauert, bis der Platz vor dem Rathaus menschenleer sein wird.
17. Dezember 2015
Recht kurz war er, der Artikel in der „Freien Presse“ über den Schweigemarsch vom gestrigen Abend. Dafür lädt die Schlagzeile: „Protest in Einsiedel – Mehr Teilnehmer als in der Vorwoche“ zum Weiterlesen ein. (Hoffentlich gab´s keine Haue vom Chef für den Redakteur.) Indes gab es bei der Angabe der Teilnehmerzahl eine kleine Abweichung, freilich nur in geringen Nuancen. Die „Freie Presse“ schreibt von 400, real waren es wie in der Vorwoche mindestens 1.200. Die Abweichung liegt aber auf alle Fälle im „bekannten Toleranzbereich des Mainstreams“.
In den Vormittagsstunden erreicht uns das Schreiben einer Person, die das Video Gabriel/Barthold am Vorabend erstmals gesehen hatte und das wir mit deren Genehmigung hier wiedergeben:
… mit Bestürzung habe ich die Rede von Herrn Gabriel am 10.12.2015 auf dem SPD-Parteitag zur Auszeichnung von Fr. Steffi Barthold aufgenommen. Wie kann sich so ein Politiker hinreißen lassen und sagen: ……kämpft gegen die NAZIS in ihrem Ort. Aber noch viel schlimmer ist, daß die Fr. Barthold das nicht dementiert hat. Also stimmt sie zu, daß wir Einsiedler Nazis sind.
Ich und auch meine Nachbarn, Fam. (Name bekannt), fühlen sich hier persönlich angegriffen und wir erwarten eine entspsrechende Entschuldigung sowohl von Herrn Gabriel als auch von Frau Barthel, denn sie hat ja dem zugestimmt, als sie nichts darauf erwiderte. Ich kann auch nicht nachvollziehen, daß unser Ortsvorsteher diese Aussage kommentarlos hinnimmt und eine Weiterarbeit mit Fr. Barthold in Betracht zieht. Das ist schon fast unvorstellbar. Solche Bürger können die Interessen der Einsiedler nicht vertreten. [sic!]
Ebenfalls am heutigen Tage erschien ein „passender“ Artikel im Wochenmagazin „Zeit“.
Der Beitrag, der ab etwa Beginn des zweiten Drittels auch Bezug auf Einsiedel nimmt, ist ein Bericht über sächsische CDU-Abgeordnete, die nicht im gewünschten Gleichschritt des Mainstreams marschieren und sich so (wohltuend) von der einheitlichen Masse ihrer mittlerweile als vierte Linkspartei von vielen wahrgenommenen CDU präsentieren. Und zwar volksnah. Da aber Volksnähe bei „Asylkritiker und Asylgegnern“ für Massenblätter à la Zeit Kollaboration bedeutet, fällt der Artikel entsprechend aus. Wer hätte jetzt auch anderes erwartet?
Für Einsiedel kommen Ines Saborowski-Richter (MdL) und Nico Köhler, CDU-Ortsvorsitzender Grüna/Mittelbach ins Spiel. Wir erwähnten beide bereits mehrfach hier im Heimatwerk.
Gerade Köhler hat der Zeit-Redakteurin vorher ein umfassendes Interview gegeben, was letztlich nicht gedruckt wurde, da sich dann natürlich ein realistisches Bild der Geschehnisse hier im Ort und vom Verhalten einzelner Akteure ergibt. Aber dieses Bild taugt nicht für Mainstream-Artikel, denn hier werden Volksvertreter (gerade die „Kleinen“), ihrer Aufgabe gerecht, aber eben für die falsche Seite. Hätten sich diese CDUler für Flüchtlingshilfe eingesetzt, wäre der Tenor ein anderer gewesen. Aber wer liest dann solche Artikel?
Schwarzweiß-Denken trotz Farbdruck:
Einsatz für Flüchtlinge = gut = weiß
Einsatz für die Menschen, die sie gewählt haben = schlecht = schwarz
Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Aussage von Mittwochabend „Der Info-Stand wird auch noch ein oder zwei Jahre durchhalten!“ kein nebulöses Vokabular irgendeines Politikers war, sieht man heute am Info-Stand selbst. Es wird begonnen, diesen winterfest zu machen.
20. Dezember 2015
Einige Bilder vom Info-Stand. Wie berichtet, wurde gestern begonnen, diesen für einen Winter tauglich zu machen, der zum Zeitpunkt alles andere als kalt und schneereich ist. Da keiner weiß, was ab Januar in Einsiedel ankommt (Busse, Winter, …), will man vorbereitet sein. Die Arbeiten sind bislang nicht abgeschlossen.
Auch wurden am letzten Donnerstag die unzähligen Banner aus Einsiedel entfernt. Wie wir am Info-Stand erfahren, ist das nur ein vorübergehender Zustand über die Weihnachtsfeiertage (Weihnachtsfrieden). Ab Januar soll die Protestkultur in Einsiedel wieder voll aufleben.
22. Dezember 2015
Plan vorfristig erfüllt!
Also noch nicht, Vorschusslorbeeren gab’s aber schon mal. Unter „Alle Stadtteile sollen Flüchtlinge aufnehmen“ weist heute Michael Müller in der „Freien Presse“ darauf hin, dass die Flüchtlinge, die von den EAEs an die Kreise und Städte verteilt werden, in Chemnitz im Zuge dezentraler Unterbringung auf alle Stadtteile verteilt werden sollen. Um „alle“ dann gleich im dritten Absatz einzuschränken. Ebersdorf (EAE), Furth, Hilbersdorf, Zentrum, Sonnenberg, Yorckgebiet, Lutherviertel, Gablenz, Kapellenberg, Kappel, Helbersdorf, Bernsdorf, Altchemnitz, Morgenleite, Hutholz und Markersdorf bleiben außen vor, da dort schon Asylbewerber wohnen und diese Stadtteile sich damit wohl bereits „bewährt“ haben.
Und: Einsiedel. Also hier wohnen (im Gegensatz zur Aussage des SPD-Chefs Gabriel) zum Zeitpunkt noch gar keine Asylbewerber, wenn aber das Lager am Dittersdorfer Weg dann belegt ist und die Asylanten später verteilt werden, scheint es nicht so zu werden, dass einige nur den Berg runter müssen und hier im Dorf dann in Wohnungen untergebracht werden.
Wie wir dieser Tage im Mainstream lesen, ist ja der Schwund in den sächsischen EAEs und Landkreisen nicht ohne, bis zu 80 % werden kolportiert. Und da fällt uns sogleich ein etwas älteres Adventslied ein: „Macht hoch die Tür‘, die Tor‘ macht weit“.
Na ja, vielleicht verwechseln wir da auch was …
Ebenfalls am 22. Dezember fanden viele Einsiedler dieses Schreiben des Info-Standes in ihrem Briefkasten.
Und so kurz vor Weihnachten wollen wir ein nachdenkliches, aber auch zuversichtlich machendes Weihnachtsgedicht einer etwas älteren Einsiedlerin niemandem vorenthalten. Es wurde uns in zwei Teilen übermittelt: Weihnachtsgedicht Seite 1 Weihnachtsgedicht Seite 2
Ja, eigentlich ist es zum Zeitpunkt recht ruhig um das Lagerleben in Einsiedel. Das empfinden nicht nur wir so, sondern allgemein ist das Thema derzeit etwas heruntergefahren. Ganz sicher hat dies auch mit dem nahen Weihnachtsfest zu tun. Die Menschen sind dankbar über jede Abwechslung, die nichts mit Asyl und Dittersdorfer Weg 25 zu tun hat und wohl die allermeisten Einsiedler freuen sich auf das Fest.
Da liest man schon beinahe über die Freie-Presse-Schlagzeile: „Einsiedel: Polizei ermittelt wegen Videoüberwachung“ drüber weg. Premium-Redakteur Michael Müller hatte nun über zwei Wochen (!) nach der Entdeckung einer Videokamera auf der Anton-Herrmann-Straße auch mal von der Sache gehört und nun noch schnell einen Artikel daraus gebastelt.
Etwas Dynamik kam aber mit einer ganz anderen Schlagzeile in den heutigen Tag.
Beispielhaft für viele Medien bilden wir hier mal nachfolgend einige Screenshots vom 23. Dezember ab, diese erklären den Sachverhalt recht gut.
Links: Leichte orthografische Mängel bei ellenlangem Text: Integration eines Asylbewerbers aus dem schier unerschöpflichen Reservoir der heuer neu zugeströmten Fachkräfte? Oder schrieb hier das Lehrfräulein von der Glühweinbude auf dem Weihnachtsmarkt?
Auch „Der Spiegel“ im fernen Hamburg hatte online unter der (zweifarbigen) Schlagzeile: „Übergriff in Chemnitz: Unbekannte ritzen Schriftzüge in Flüchtlingshäuser“ berichtet.
Dort wurde im gleichen Artikel dementiert und darauf verwiesen, dass die Schäden wesentlich älter sind.
Das erwähnte zerschnittene Stück Stacheldrahtzaun stammt aus einer alten Innenabsperrung. Der erst im November 2015 angebrachte neue Stacheldrahtzaum an fast der gesamten Außenumfriedung ist noch immer in tadellosem Zustand.
24. Dezember 2015
Die „Freie Presse“ bringt heute unter „Anschlags-Verdacht erweist sich als Irrtum“ eine Nachlese über die „Geschehnisse“ vom Vortag.
Wir wollen das nicht noch einmal vertiefen.
Frohe Weihnachten!
Am 27. Dezember wurde der Brief Sigmar Gabriel an Falk Ulbrich von der SPD-Pressesprecherin Anja Strieder an die „Freie Presse“ gesandt und ist somit öffentlich.
Wir empfehlen, diesen nicht zu lesen, da das Bedrohungsszenario, dass der Info-Stand wohl in Bälde die Macht in Einsiedel an sich reißt, Gestalt annimmt.
Also jedenfalls lesen wir das so. Wir unterstellen, dass Gabriels Zuträger Rechercheure nur Fakten – Fakten – Fakten gesammelt und vor allem nichts weggelassen haben.
Es ist davon auszugehen, dass das Schreiben noch einmal von der „Freien Presse“ in irgendeiner Art publiziert wird.
Unsere kurze Nachlese
Was für ein Jahr! Jedenfalls das letzte Drittel!
Die Dynamik der weltweiten Ereignisse hat Einsiedel erreicht und der Ort hat so gänzlich anders reagiert, als unzählige andere Städte und Dörfer in Deutschland, die vor das gleiche Problem gestellt wurden.
Dagegen wie gehabt darauf reagiert hat die „große“ Politik auf Einsiedel: mit der obligatorischen Nazikeule, hier wie so oft das „Argument der Argumentationslosen“.
Erstaunlich dagegen das Engagement einzelner Kommunalpolitiker, welches man so keinesfalls erwartet hätte.
Und was wir alle seit September lesen, sehen und hören konnten: „Lügenpresse“ ist nicht irgendein nebulöses Vokabular der „Pegida“, es ist sehr, sehr oft die Wahrheit [sic!].
Jeder konnte die falschen Zahlen von „Freie Presse“, MDR & Co. der erlebten Realität gegenüberstellen.
Wir dürfen versichern, dass dies auch 2016 so weitergeht. Und dass die „Freie Presse“ weiter an Auflage verlieren, aber vom Weg der standardisierten Mainstream-Berichterstattung keinen Millimeter abweichen wird.
Und wir hoffen, dass auch 2016 alles friedlich bleibt in Einsiedel!
Bei den Demonstrationen, untereinander und wenn das Lager dann belegt ist!
Diese unsere Bitte geht an alle Akteure und wir wissen, dass wir diesen Wunsch mit den allermeisten teilen!
In diesem Sinne wünschen wir unseren Lesern einen „Guten Rutsch“ in das neue Jahr!
2016
1. Januar
Ein neues Jahr, was wird es uns bringen? Wie wird sich der Ort verändern? Wir wissen es nicht und hoffen selbstverständlich das Beste!
Und natürlich wünschen wir all unseren Lesern ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr!
Auch 2016 sollen die Informationen über das zukünftige Erstaufnahmelager am Dittersdorfer Weg 25 weitergehen. Wir wollen versuchen, die bekannte Berichterstattung mindestens bis zum Erstbezug in der gleichen Qualität und Quantität aufrechtzuerhalten, auch wenn dies große Ressourcen („Manpower“) verschlingt. Vor allem leiden darunter die nun schon über zehn Jahre hier publizierten Berichte und Informationen zur Berbisdorfer und Einsiedler Heimatgeschichte. Was ja der eigentliche Zweck des Heimatwerkes Einsiedel ist.
Andererseits sehen wir natürlich im Hintergrund die für eine Website wie diese äußerst beachtlichen Zugriffszahlen und noch vielmehr den Zuspruch, den wir im persönlichen Gespräch erhalten. Hier im Ort können wir damit auf alle Fälle zur Meinungsbildung beitragen. Und im Gegensatz zur Mainstreamkost muss beim Heimatwerk Einsiedel keiner was bezahlen!
Bitte bleiben Sie uns treu, teilen Sie unsere Inhalte, erzählen Sie vom Heimatwerk Einsiedel. Das gibt den nötigen Auftrieb, wie bisher fortzufahren. Wir stemmen uns gegen den Mainstream, ganz sicher nicht mit dem Schwert, mit dem Schild aber auf alle Fälle.
Auch haben wir nicht die Reichweite wie die regionalen etablierten Medien, wissen aber, dass wir ein wichtiges Instrument für so viele sind, die sich alternativ informieren wollen. Und die kommen ganz sicher nicht nur aus Einsiedel und Sachsen!
Danke für den Zuspruch!
Und um jetzt noch so richtig alle Klischees des Mainstreams zu bedienen, haben wir diese Karte eingefügt. Schreck lass nach, ein schwarz-weiß-rotes Banner. Informiert schnell euren örtlichen LINKEN- und Grünen-Abgeordneten und am besten noch den korpulenten Vizekanzler!
Heimatbeleg links (um Verwirrung zu stiften nicht rechts eingefügt):
Zeitgenössige patriotische Ansichtskarte vom 31. Dezember 1915 an „Fräulein Camilla Hofmann, Einsiedel, Berbisdorfer Straße“. 100 Jahre und einen Tag alt!
Trotzdem: Wehret den Anfängen!
Das Heimatwerk Einsiedel versucht das Kaiserreich durch die Hintertür zu etablieren! (Aber nur, wenn uns der Info-Stand nicht zuvor kommt und die Macht an sich reißt. Die sind nämlich mehr als wir… 😉
Solch ein Budenzauber wegen einer Karte. Aber so weit sind wir schon in dieser Gesellschaft, denkt mal darüber nach …
Es ist dem Untertanen untersagt, seine beschränkte Einsicht
als Maßstab an die Handlung der Obrigkeit anzulegen.*
Fama hat gelogen! Von wegen Erstbelegung am 7. Januar!
*Badische Landtagsordnung um 1850
Wir bringen jetzt erst einmal die offizielle Pressemitteilung der Landesdirektion Sachsen vom heutigen Tage:
[001/2016 – 05.01.2016]
Zentrale Ausländerbehörde des Freistaates Sachsen nutzt Notunterkunft für Asylbewerber in Chemnitz-Einsiedel
Die Zentrale Ausländerbehörde des Freistaates Sachsen bringt ab heute zunächst 40 Asylbewerber im ehemaligen Pionierferienlager „Palmiro Togliatti“ im Chemnitzer Stadtteil Einsiedel unter.
Es handelt sich dabei ausschließlich um Familien mit Kindern aus Syrien und Afghanistan. Alle Personen sind registriert und haben eine medizinische Erstuntersuchung durchlaufen.
Die Unterkunft in Chemnitz-Einsiedel wird insbesondere wegen ihrer besonderen Eignung für Familien in Anspruch genommen. Die siebzehn Herbergshäuser ermöglichen es, sowohl Ethnien als auch Familien separat unterzubringen.
„In der irrigen Annahme, dass wieder mal eine Lappalie vorgefallen sei, steckte ich mein Mobiltelefon wieder ein. Ein Fehler!
12:33 Uhr kamen mindestens fünf Großraumtaxen – davor und dahinter mit zwei Polizeifahrzeugen mit Blaulicht eskortiert – in zügiger Fahrt die Hauptstraße hoch und bogen auf die Altenhainer Allee ab. Das Ziel war klar! Bis ich nun einige Sachen aus der Hand gelegt, das Mobiltelefon herausgezogen und dann dort noch die Kamera aufgerufen hatte, vergingen wertvolle Sekunden. Darum nur noch die Schlusssequenz. Trotzdem, denke ich, man kann auf dem folgenden Bild die Taxen auf der Oberförsterbrücke noch erkennen.“
Als kurz vor 13 Uhr die oben stehende Pressemeldung rausging, waren hier vor Ort schon die Fronten geklärt. Geschickt gemacht, das muss man wohl neidlos zuerkennen. Der Ortschaftsratsvorsitzende Falk Ulbrich (CDU) wurde wenig später per SMS über den „raid“ durch die Landesdirektion unterrichtet.
Ein aufregender Tag! Sehen und lesen Sie nun unseren kleinen Reisebericht von der „Nachmittagsveranstaltung“. Sie benötigen dafür keinen Presseausweis!
Ab ca. 20:30 Uhr entwickelte sich auf der Anton-Herrmann-Straße an der Einmündung Dittersdorfer Weg eine Spontandemo. Hier im Kreuzungsbereich wurden die etwa 70 Demonstranten von etwa ebenso vielen Polizisten gestoppt.
Mit etwas Ortskenntnis und zu Fuß war es für einige ein Leichtes, die Polizeisperre zu umgehen. Diese drangen bis zum Haupteingang des Lagers vor und gingen dann den Berg herunter, um sich der Spontandemo anzuschließen. Die Polizisten des zweiten Sperrriegels Ditterdorfer Weg Ecke Schollstraße (Bild rechts) und natürlich die Beamten am „vorderen Rand der Verteidigung“ staunten nicht schlecht, als wieder einmal Personen in ihrem Rücken auftauchten.
Insgesamt blieb die Lage ruhig, etwa um Mitternacht zogen sich die Demonstranten zurück. Die Polizeipräsenz blieb auch in der Nacht hoch und wird sich am Mittwoch nur unwesentlich verringern.
Wenn auch bei Weitem nicht in der Dimension vom 5. Oktober 2015, so wurde doch sehr deutlich, dass die Belegung in Einsiedel keineswegs „so nebenbei“ ablaufen wird. Und bei Lichte betrachtet hat wohl auch keiner damit gerechnet …
Schon länger geplant und mit der heutigen Erstbelegung nur indirekt im Zusammenhang stehend, fand heute Abend eine Begehung des Lagers durch die Feuerwehr statt. Um 19 Uhr wurden im Zuge der Thematik „Vorbeugender Brandschutz“ einige der Wohnhäuser und die Mensa begangen. Unter der Leitung der (Berufs-)Feuerwehr Chemnitz wurden die Kameraden (ab Gruppenführer aufwärts) der Freiwilligen Feuerwehren Einsiedel und Kleinolbersdorf-Altenhain in die Besonderheiten des Objekts eingewiesen.
Bekannt wurde auch, dass von den neuen Bewohnern nur einer Englisch spricht. Wir gehen aber davon aus, dass beim nächsten Schwupp von 100 Leuten mindestens 102 Akademiker sind, also keine Sorge ob eines medial herbeigeredeten Fachkräftemangels.
6. Januar 2016
Die Polizeipräsenz bleibt den ganzen Tag in Einsiedel hoch. Mehrmals wurden heute Einsätze mit Blaulicht und Martinshorn im Ort gefahren.
Selbstverständlich berichtet heute auch die „Freie Presse“ vom gestrigen Tage, deren Redakteure sah man ja vor Ort (natürlich alle mit Presseausweis).
„Einzug unter Polizeischutz: Erste Asylbewerber in Einsiedel“ lautete die Schlagzeile. Nun, wir haben oben unseren Bericht geliefert und gehen hier nicht noch einmal ins Detail.
Um 19 Uhr der erste Schweigemarsch 2016. Erwartet und trotzdem sehr erfreulich war die gestiegene Teilnehmerzahl. Der „MDR-Sachsenspiegel“, der heute schon länger vor Ort war, hatte sich an der Luthereiche positioniert und in der Sendung um 19 Uhr auch gleich berichtet. Der Reporter schätzte die Teilnehmer, die zur Veranstaltung eilten, auf 1.000 bis 1.500. Aber er erfasste freilich nur die aus dem Oberdorf. Wir haben die betreffende Sendung auf unserer Facebookseite geteilt und weisen darauf hin, dass solche Berichte nur kurze Zeit vom MDR vorgehalten werden (abrufbar sind).
Ergänzend verweisen wir noch auf unsere kleine Fotogalerie:
Fama sagt: Weitere 250 Asylbewerber werden heute nach Einsiedel verlegt. Das Polizeiaufgebot wird die Stärke vom 5. Januar weit übersteigen. Unter Umständen kommt ein Wasserwerfer zu Einsatz. Es wird wohl keiner zugeben, aber es scheint so, als war die Aktion vom Dienstag eine Übung „der besonderen Art“. So stand es seit 5. Januar hier geschrieben. Und diesmal wurde vieles Realität.
Vier Busse brachten insgesamt 169 Asylbewerber, zum Großteil, so schien es jedenfalls, Familien. Im Gegensatz zu den 70 Polizisten vom Dienstag waren heute ca. 400 Beamte im Einsatz (100 je Bus), also geringfügig mehr als beim regulären Nahverkehr. Auf alle Fälle hatte sich der Personaleinsatz gelohnt, die Busse kamen ungehindert durch.
Es wurde berichtet, dass zwei Wasserwerfer auf der Zschopauer Landstraße in Bereitschaft gestanden hätten. Und 400 Polizisten bedeutet auch, dass etwas über 3% der sächsischen Polizeistärke (2015 etwa 13.042 Beamte) hier vor Ort war.
Nachfolgend zwei Videoschnipsel vom Einrücken der „sixpacks“ und der Kesselbildung um die Demonstranten.
Noch anschaulicher ist wohl unsere etwas umfassendere, kommentierte Fotogalerie.
Die Menschen, die mit den heutigen Bussen Einsiedel erreichten, kamen aus Chemnitz-Ebersdorf und Schneeberg. Sie stammen zum größten Teil aus Syrien, wenige aus dem Irak und aus Afghanistan.
Von den 169 Personen waren 65 Erwachsene und 104 Kinder.
Von den 104 Kindern (bis 17 Jahre) waren 23 unter drei Jahren und 67 unter 15 Jahren.
In den späten Abendstunden schrieb uns noch „Der Geist von Einsiedel“. Wir wollen seine Denkschrift nicht vorenthalten.
Eine Randnotiz am heutigen Tage bleibt wohl der „Freie Presse“-Artikel: „Bürgermeister: Zunehmender Demo-Tourismus in Einsiedel“. Der stand nicht etwa auf der Reiseseite, nö-nö, im Lokalteil. Ordnungsbürgermeister Miko Runkel, seinerzeit von den LINKEN für dieses Amt aufgestellt, glaubt zu wissen, dass hier im Ort nur Protestanten aus anderen Stadtteilen und aus dem Erzgebirgskreis aktiv sind.
Laut Artikel schätzt Ortschaftsratsmitglied Dr. Peter Neubert (Die LINKE), dass sich der Infostand aus Einheimischen und Leuten von außerhalb zusammensetzt. „Schätzt“ war das richtige Wort. Wir haben extra einmal einige Akteure befragt: Peter Neubert wurde am Infostand noch nicht gesehen. Das ist schade! Wünschenswert wäre, wenn sich alle Ortschaftsräte einmal alle Seiten anhören würden. Es ist klar, dass hier keine Seite „Läuterung“ erfahren wird, aber man hat wenigstens einmal auf Augenhöhe diskutiert.
Als weiterer Ortschaftsrat wurde Walter Hähle (2. stellv. Ortschaftsratsvorsitzender/Bürgerliste Einsiedel) befragt. Auch er stellt die Aussage Runkels richtig, dass also keineswegs hier ausschließlich Nicht-Einsiedler agieren würden.
„Massives Polizeiaufgebot sichert Einzug von weiteren Flüchtlingen“ titelt heute die „Freie Presse“. Redakteur Michael Müller stellt dem Leser die Dinge aus seiner Sicht dar.
Im zweiten Absatz schreibt er, dass sich kaum Einsiedler an der Blockade beteiligt haben. Und dann nennt er Namen lokal bekannter Politiker und Akteure, die er vor Ort ausgemacht hat. Geschickt führt er in einem Satz den CDU-Politiker Nico Köhler mit Pro-Chemnitz Stadtrat Martin Kohlmann und Aktivisten des rechten Spektrums auf. Wieder mal ein klassischer Aufmacher. Der Satz an sich ist wahr, die benannten Leute waren vor Ort, aber es ist ebenso klar, dass Müller hier gegen Köhler unterschwellig Stimmung macht. Wie kann sich ein CDU-Politiker mit dieser Klientel einlassen?!
Dabei war unzweideutig ersichtlich, dass Nico Köhler nicht mit im Kessel stand, dass er keine Schilder hochhielt, dass er keine Parolen brüllte. Und dass seine Garderobe „keine nordischen Bezüge hatte“. Da die allerwenigsten FP-Leser vor Ort waren, können sie all das nicht wissen.
Auf der Website der „Freien Presse“ ist dann unter dem Artikel noch ein von Michael Müller gedrehtes Video zu sehen. Dort erkennen wir Nico Köhler von Beginn an fast 45 Sekunden lang, wie er sich auf dem – dem Kessel gegenüberliegenden – Bürgersteig aufhält und das Geschehen dokumentiert.
Es ist einfach nur beschämend, wie hier Lokalpolitiker, die nicht aus dem Spektrum „der bösen Parteien und Vereinigungen“ stammen, indirekt angegriffen werden, da sie sich nicht mit den standardisierten Beschwichtigungsparolen ihrer Parteigenossen zufriedengeben, Fehler klar nennen und aktiv werden. Und das selbstverständlich im ganz legalem Rahmen. Wirklich einfach nur beschämend, Michael Müller, einfach nur beschämend.
Und aufgrund solcher Berichterstattung wird es Sie und die Redaktion der „Freien Presse“ wohl nicht wundern, wenn Einsiedler Bürger, die beruflich herausragen und garantiert nicht in die Schublade des „dumpfen Rechten“ passen, Ihr Blatt kündigen. Aber wir gehen davon aus, dass schon Hunderte vor uns ähnliche Zeilen an Sie geschrieben haben. Ihre Beratungsresistenz scheint legendär zu sein!
Nachbrenner 8. Januar abends: Der Name Nico Köhler wurde im Artikel auf der Website entfernt, in der Printausgabe ist er logischerweise noch zu lesen (Foto rechts).
Auch andere Zeitungen greifen das Thema von der zweiten Belegung auf, wenn auch längst nicht so umfassend. „Flüchtlinge in Einsiedel angefeindet“ titelt z.B. die „Sächsische Zeitung (SZ)“ aus Dresden. Der Artikel ist kurz und besteht aus einigen Standardsätzen, die wohl überregional die Runde machen und so oder in ähnlicher Form vermutlich bundesweit erschienen sind.
Der Infostand feiert 100-tägiges Jubiläum, siehe dazu auch Video weiter unten.
Haus & Grund Einsiedel lädt 19 Uhr zur regulären Mitgliederversammlung ins „Café zur Talsperre“. Top-Thema, wenn auch nicht alleiniges, war natürlich der Erstbezug des Lagers. Der eingeladene und gerngesehene Gast, Bürgerpolizist Hauptkommissar Jürgen Mischler, gab noch einmal wertvolle Hinweise zum zukünftigen konstruktiven Umgang mit der Situation und wies erneut darauf hin, dass die Chemnitzer Polizei für die Bürger da wäre.
Nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden Gerd Arnold hatte der Verein im letzten Jahr fünf Austritte zu verzeichnen. Obwohl in den Kündigungsschreiben nicht darauf hingewiesen wurde, muss angenommen werden, dass selbige mit der klaren Positionierung von Haus & Grund Einsiedel bezüglich des Erstaufnahmelagers hier im Ort im Zusammenhang stehen.
Bekannt wurde auf der heutigen Veranstaltung auch, dass jetzt nach der Bauabnahme des Lagers Klage durch Anwohner beim Verwaltungsgericht Chemnitz eingereicht wurde. Wir berichteten von dieser Absicht bereits unter dem 10. Oktober. Die Klage konnte erst jetzt angegangen werden, da nunmehr durch die Belegung des Lagers durch die Landesdirektion die Klagebegründung gegeben war.
21:35 Uhr, Krankenwagen und Notarzt fahren ins Lager. Blaulicht und Martinshorn, seit dieser Woche Alltag in Einsiedel.
9. Januar 2016
Ja, ja, es kam, wie es kommen musste (…kommen sollte): Die Grünen in Chemnitz sind „erschüttert über das Auftreten von CDU-Mitgliedern in Einsiedel, die gemeinsame Sache mit Rechtsextremen machen“. Jedenfalls schreibt das die „Freie Presse“ heute und beruft sich auf eine Presseerklärung der Grünen Chemnitz. Wir haben jetzt (erstmals!!!) auf die Website der Grünen Chemnitz geschaut und keine Presserklärung gefunden. Zu „Presseerklärung“ findet sich über die Suchmaske dort gar nichts. Aber irgendwas wird bei den Medien schon eingetrudelt sein. Jedenfalls erwartet Grünen-Stadträtin Petra Zais Distanz! Distanz der CDU von ihrem Mitglied Nico Köhler (wir berichteten gestern). Aber Köhler und der CDU-Kreisverband stellen im Artikel die Sache richtig. Soll heißen, Redakteur Swen Uhlig stellt den Bockmist von Michael Müller vom Vortag wieder gerade. Und zwar so, dass Müllers Name gar nicht fällt. Hier muss man wissen, dass Swen Uhlig in der Hierarchie der „Freien Presse“ über Michael Müller steht.
Tja, Frau Zais, wird wohl nix mit dem Kotau der örtlichen CDU. Und während wir jetzt mal bissel Mitleid heucheln, rinnt uns doch beinahe eine einsame Träne die Wange herunter …
10. Januar 2016
Mit der Erstbelegung des Lagers hier in Einsiedel will der Freistaat ein Zeichen setzen. Proteste, Schweigemärsche, vorgebrachte Argumente und unzählige Mängel am Lager selbst und der verbundenen Infrastruktur: Egal, auch Einsiedel muss wissen, wer in Sachsen die Hosen anhat! So ist jedenfalls die Denkweise in Dresden. In der „Freien Presse“ von gestern lesen wir in einer DPA-Notiz, dass zurzeit von 19.000 Erstaufnahmeplätzen in Sachsen nur etwa 7.700 belegt sind. Wegen Platzmangel war eine Belegung in Einsiedel diese Woche also ganz bestimmt nicht nötig.
Heute sah man nun auch den blauen Shuttlebus (VW T5) der CVAG seine Runden drehen. Dieser bringt die Asylbewerber von der eigens dafür eingerichteten Bushaltestelle vor der F+U-Turnhalle zum Einsiedler Rathaus, wo dann umgestiegen wird. Zumindest heute war dies so abgepasst, dass die Wartezeit für den Bus nach Chemnitz etwa fünf Minuten betrug.
Der Shuttlebus ist eine Sonderbuslinie und wird von der Landesdirektion bestellt und bezahlt. Die CVAG ist hierbei ausführender Dienstleister.
Ortschaftsratssitzung mit Einwohnerfragestunde
Die heutige Sitzung zählte sowohl bezüglich der Dauer (bis etwa 23:30 Uhr) als auch der Gästezahl (ca. 50) ganz sicher zu den denkwürdigsten Veranstaltungen dieser Art hier in Einsiedel. Neben drei kommunalpolitischen Themen, die einen großen Raum einnahmen und sehr diskussionswürdig waren, war natürlich die Erstbelegung des Lagers in der letzten Woche für viele Besucher Anlass, an der Sitzung teilzunehmen. Die Einwohnerfragestunde wurde äußerst rege genutzt.
Für die unzähligen Details verweisen wir auf die Niederschrift zu dieser Sitzung.
In der Einwohnerfragestunde wurde auch noch ein Fragebogen der Bürgerinitiative „Gemeinsam für Einsiedel“ an die Ortschaftsratsmitglieder verteilt und öffentlich verlesen.
Die „Flüchtlingshilfe Einsiedel“ kommt in Gang. Wie ein Mitglied auf der Ortschaftsratssitzung vortrug, sind sich die Mitstreiter (Aussage: über 100 aktive, unzählige Helfer) uneinig, wie und ob überhaupt die Aktivitäten öffentlich publiziert werden. Auf alle Fälle waren am Vortag Mitglieder im Lager, um mit den Kindern dort etwas zu unternehmen.
Das „Heimatwerk Einsiedel“ weist darauf hin, dass wir hier Aktionen der „Flüchtlingshilfe Einsiedel“ neutral publizieren, allerdings möchten wir mit Menschen sprechen. Von den ständig und überall zitierten Schnipseln aus Facebook-Beiträgen wollen wir wenn möglich keinen Gebrauch machen. Das überlassen wir dem etablierten Mainstream, wenn wieder mal keiner mit denen redet …
13. Januar 2016
In den Mittagsstunden entstanden Gerüchte, dass bei einigen im Lager untergebrachten Asylanten („haben eine medizinische Erstuntersuchung durchlaufen„) TBC festgestellt wurde.
In den Abendstunden berichtet auch die „Freie Presse“ darüber, dass bei einer schwangeren Syrerin (4. Monat) der Verdacht auf TBC besteht. Sie wäre separiert worden. Das Gesundheitsamt Chemnitz geht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es sich nicht um einen TBC-Fall im Einsiedler Erstaufnahmelager handelt.
Na, wollen wir das mal hoffen. Die Asylbewerber können selbstverständlich das Lager jederzeit verlassen und haben somit Kontakt zur hiesigen Bevölkerung. Und nicht zu vergessen die Flüchtlingshilfe, die längere Zeit im Lager zubringt, also nicht nur Begegnungen von wenigen Minuten.
Um 19 Uhr war dann – wie jeden Mittwoch – Schweigemarsch.
Es gab die erwarteten Stellungnahmen zu den Protesten, Polizeieinsätzen und Presseberichten der vergangenen Woche. Die Ausführungen wurden von den Zuhörern mit großem Interesse aufgenommen und auch teilweise laut kommentiert. Eingeblendete Bilder auf der Leinwand untermalten die Aussagen visuell.
Wie so oft von den Schweigemärschen in Einsiedel haben wir auch diese Woche eine kleine Bilder-Galerie erstellt.
14. Januar 2016
Fama sagt: Weitere Belegung am heutigen Tage … Das stimmte nicht!
Dafür gab es heute mit „Nach Ankunft der Flüchtlinge: Einsiedler wollen den Neuanfang“ einen absolut ausgewogenen und objektiven Artikel von der vorgestrigen Ortschaftsratssitzung. Die meisten Einsiedler wissen es: „ausgewogen und objektiv“ heißt im Umkehrschluss, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass FP-Redakteur Michael Müller diesen verfasst haben könnte. War natürlich auch so. Ob die Redakteurin Jana Peters immer so schreibt … wir wissen es nicht. Wünschenswert wäre es auf alle Fälle!
Weiterhin fanden wir den bereits am gestrigen Abend auf der Website der „Freien Presse“ erschienene Artikel „Verdacht auf Fall von Tuberkulose in Asylheim“ noch einmal etwas ergänzt in der heutigen Printausgabe.
Um Himmels Willen, was sehen wir da? Der Shuttlebus der CVAG, der zwischen Lager und Rathaus pendelt, trägt die Nummer C-NV 88. Wie wir immer im Mainstream lesen, ist 88 keine Zahl, nein, nein, das heißt „Heil Hitler“. Und NV steht sicher nicht für „Nahverkehr“, sondern wahrscheinlich für „Nationalsozialistische Volksgemeinschaft“ … oder VFahrgemeinschaft. Ist der Bus eine Tarnung, ein trojanisches Pferd?
Schleunigst haben wir die Rufnummern örtlicher Grünen- und LINKEN-Politiker herausgesucht, um mit ihnen unsere Neurosen Ängste zur besprechen. Und während wir mit schweißnassen, zittrigen Händen zum Fernsprechapparat griffen, kam ein altes Kräuterweiblein des Weges und sagte, dass die 88 eine Zahl wie jede andere sei. Denn würde diese in der Zahlenfolge fehlen und durch Mainstream-Synonyme ersetzt, also dann sähe es wirklich braun aus. Wir schenkten ihr Glauben.
Am heutigen Tag wurden im Zuge der im Lager einquartierten Asylbewerber die Rechte der einheimischen Bevölkerung weiter eingeschränkt. Rund um den Lagerzaun, unterhalb des Stacheldrahtes, wurden einige Schilder „Fotografieren verboten“ angebracht.
Unser Freund Miguel Garcia aus Sevilla, Spanien, zurzeit im kalten Deutschland zu Gast, konnte den Text (da nicht spanisch) nicht lesen und sagte uns dann, dass er extra sein Mobiltelefon genutzt habe, da er vermutete, dass das Fotografieren des Schildes mit dem Fotoapparat verboten sei.
Und wir bringen das jetzt noch mal als Warnung an die heimische Bevölkerung: Verboten! Verboten! Verboten!
Trotzdem: ¡Muchas gracias por tu foto, Miguel! (vom 17. Januar 2016)
Auch heute erschien auf YouTube ein Video „100 Tage Widerstand in Chemnitz-Einsiedel – Ein Prozent“, wir wollen es selbstverständlich nicht vorenthalten:
Noch nicht verboten … nee, wir fangen noch mal an: Wieder erlaubt ist das spazieren gehen zum Lager hoch. Bevor wir aber den Weg dahin einschlagen, befassen wir uns einmal mit der „Sonderbuslinie 92“, die – wir spüren es an allerhand Nachfragen- von größtem Interesse zu sein scheint. Wir berichteten bereits unter 12. und 15. Januar.
In der Woche fährt die Linie 92 mit einem kleinen Sonderbus der CVAG (VW T5) einen Rundkurs. Die Streckenführung ist an den Haltestellen ausgewiesen. Beginnen wir am Einsiedler Rathaus. Hier kommt der Sonderbus aus dem Lager an, den hier ist der Umstieg für den „Stadtbus“, die Linie 53.
Unsere Linie 92 fährt von hier dann nur wenige Meter die Hauptstraße hinunter und biegt links in das Wiesenufer ein und erreicht sogleich die Sonderhaltestelle „Am Einsiedler Bahnhof“. Hier ist -man ahnt es fast- der Zu- und Wegbringer für die Erzgebirgsbahn. Von hier aus fährt der Bus dann wieder zum Erstaufnahmelager am Dittersdorfer Weg.
Also gehen wir mal in Richtung Erstaufnahmelager, denn heute, am Sonntag, fährt von dieser Haltestelle kein (Sonder-)Bus.
Vorher (Lenkt die Vorsehung unsere Schritte?) erleben wir oben auf der Anton-Herrmann-Straße einen Zwist zwischen einer PKW-Fahrerin und einem Hausbesitzer. Die Fahrerin wurde gerade aus dem Lager von einem Kollegen heruntergebracht und schloss ihr Fahrzeug auf. Sie hatte dieses auch recht günstig vor einer Garageneinfahrt geparkt. Der Hausbesitzer kam nicht heraus und stellte die Fahrerin zur Rede. Sie sah den Fehler ein, gab aber an, dass sie heute Morgen ob der winterlichen Bedingungen nicht ins Lager hat hochfahren können. So viel also zum Thema „Winterdienst ist gesichert“. Heute nur eine Lappalie, aber was ist, wenn es brennt oder ein medizinischer Notfall im Lager auftritt?
Zurück zur Linie 92. Auch hier am Lager gibt es eine Sonderhaltestelle. Unter der Woche wird die kleine Runde Rathaus – Bahnhof – Lager gefahren.
An Wochenende ist das ein wenig anders. Samstag und sonntags bedient die reguläre Linie 53 („Stadtbus“) die Haltestelle am Lager mit. Der Bus, der auf dem August-Bebel-Platz eigentlich 20 Minuten Wartezeit hat, fährt in diesem Zeitfenster das Lager an.
Er fährt dann wieder runter in den Ort und via Am Plan noch einmal zum August-Bebel-Platz. Von da ab geht es dann regulär weiter Richtung Stadt.
18. Januar 2016
Auf der Website der „Freien Presse“ lesen wir heute, dass sich der Verdacht auf Tuberkulose bei einer schwangeren Syrerin im Erstaufnahmelager nicht bestätigt hat. Wir berichteten unter dem 13. Januar.
Interessant ist, dass das Gesundheitsamt Chemnitz diese Aussage auf Nachfrage tätigte.
In den Vormittagsstunden erreichte uns ein Brief an das Heimatwerk Einsiedel. Wir dürfen das Schreiben veröffentlichen und regen ausdrücklich an, dieses zu lesen.
Erstmals hat es heute um 16 Uhr die von großen Teilen der Einsiedler Bürgerschaft geforderte Bürgersprechstunde im Einsiedler Rathaus gegeben.
Die Möglichkeit wurde von sieben Personen (+ ein Hund) genutzt, ein klares Zeichen, so scheint es, dass diese Kommunikationsmöglichkeit derzeit gebraucht wird. Eine Vertreterin des DRK und zwei Ortschaftsräte waren vor Ort.
Die Annahme der weiteren Sprechstunden durch die Bürgerschaft in den kommenden Wochen entscheidet über zukünftige Veranstaltungen dieser Art, vor allem bezüglich der Häufigkeit.
„Frosti“ ist wieder auferstanden (links). Nachdem das Original (rechts) nicht etwa im Schneeballhagel mit der Polizei untergegangen, sondern witterungsbedingt verflossen ist, gibt es jetzt eine softe Version. Der Hersteller, laut Fama eine syrische Firma, behauptet, dass die liebevoll in Handarbeit gehäkelten, superweichen „Frostis“ auch härtesten sächsischen Polizeieinsätzen gerecht werden. Laut Hersteller soll das Verletzungsrisiko gegen null tentieren. Das gelte aber nicht, falls die Figur verzehrt werde.
Heute wurden durch den IWV (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V.) die neuen Zahlen herausgebracht. Beispielhaft, da für Einsiedel von Belang: Die „Freie Presse“ Chemnitz hat in der Druckauflage ein Minus von 6,71 % (Vergleich der 4. Quartale 2014 und 2015). Und ohne jetzt Werbung für das Blatt zu machen: die „Junge Freiheit“ Berlin (Wochenblatt) steigerte die Auflage im selben Vergleichszeitraum um 33,94%. Die Berichterstattung dort ist freilich nicht Mainstream und zeigt, dass nicht nur allein das Internet für ständig sinkende Auflagen herhalten kann! Eine ausgewogene, faire und objektive Berichterstattung scheint gerade jetzt in der „Asylkrise“ zwingend nötig. Jaja, liebe Gleichschritt-Journalisten, der Pöbel ist wankelmütig!
So, zurück nach Einsiedel. Heute, am Mittwoch, gab es den obligatorischen Schweigemarsch. Und zwar mit weniger Teilnehmern als in der Vorwoche. Neben eingeschliffenen Spuren, Trägheit und dem Wetter glauben wir auch, dass in dieser Woche die fehlende (rechtzeitige) Ankündigung ihren Teil dazu beigetragen hat. Nicht ein Flyer wurde gesehen, weder an den Anschlagtafeln noch in den Briefkästen. Viele Leute fragten viele Leute, ein untrügliches Zeichen, dass bei der Publikmachung was schiefgelaufen ist. Hier ist also auf alle Fälle Verbesserungsbedarf.
Ansonsten gab es zwei interessante, kurzweilige Redebeiträge. Einmal ging es um die Chemnitzer SPD-Abgeordnete im sächsischen Landtag, Hanka Kliese, und deren Phobie mit der Zahl 88. Der Redner nannte ein Beispiel, als Kliese den Infostand besuchte und am Getränkemarkt irgendeinen Opel erspähte, der im Nummernschild die 88 trug. Sie schien es auf den Ort hoch zu projetzieren und … nein Schluss damit, uns ist das wirklich zu dämlich! Aber wir fragen uns zwei Dinge: Wer wählt solche Leute? Und was für eine dünne Rede muss man halten, um bei der SPD auf den Wahllisten vorne zu stehen, welche „Qualifikation“ braucht man in so einer Partei? Ach und noch ein Nachbrenner: Wann wird Kliese von der CVAG mit viel Gezeter verlangen, den „Nazi-Sonderbus“ der Linie 92 zu ersetzen oder wenigstens ein neues amtliches Kennzeichen für diesen zu beantragen? Wir wissen es nicht, die „Freie Presse“ wird von der heroischen Tat der Genossin, die die Demokratie in Einsiedel so wacker verteidigt, ganz sicher berichten.
Die Zuhörer der heutigen Veranstaltung indes verfolgten die Ausführungen zu Kliese aufmerksam und lachten viel und oft bei der Schilderung durch den Redner! Aber eigentlich sind solche Abgeordnete ein Trauerspiel. Oder auch nicht im Sachsen des Jahres 2016. Na dann 7 14 4 (Gute Nacht, Deutschland!).
Redebeitrag zwei verwies noch einmal auf die gestrige Bürgersprechstunde und forderte die Leute zur Nutzung in den Folgewochen auf.
Außerdem erfuhren die Zuhörer, dass derzeit 207 Asylbewerber im Lager sind, also zwei weniger wie angenommen.
Weiterhin wurde der Bürgerinitiative „Gemeinsam für Einsiedel“ am gestrigen Tage durch den Chemnitzer Amtsarzt und zusätzlich durch Dirk Diedrichs (sächsischer Asylkoordinator) mitgeteilt, dass kein TBC-Fall im Lager vorgekommen ist (wir berichteten unter dem 13. und 18. Januar).
Dann gab es neben Ausführungen zur aktuellen Politik auch noch die Information über die eingereichte Klage („Aussetzen der Vollziehung der Baugenehmigung“), wir berichteten unter dem 8. Januar. Eingang beim Verwaltungsgericht Chemnitz war am 6. Januar, angenommen wurde die Klage am 8. Januar. Bis 19. Januar (gestern) war eine Stellungnahme durch die F+U vom Gericht gefordert, diese lag aber zum Zeitpunkt bei der BI noch nicht vor. Wie alle erfuhren, stützt sich die Klage auf einen ähnlichen Fall im Hamburg (Unterbringung einer EAE im Wohngebiet), der zu Gunsten der Kläger entschieden wurde.
Nach den Redebeiträgen war dann der Schweigemarsch auf gewohnter Strecke, also alte Hauptstraße – Neue Straße. Auch heute war bei der Rückkehr am Rathaus ein deutlicher Schwund zu verzeichnen, also es waren wesentlich mehr Teilnehmer gestartet als letztendlich wieder hier angekommen sind.
Die Veranstaltung endete 20:18 Uhr, wie immer ohne Zwischenfälle . Und auch wie immer mit einer Einladung an alle zum Glühwein am Infostand.
Unten noch ein 7-Sekunden-Schnipsel von den „Merkel-muss-weg-Rufen“, die auch heute wieder in Höhe Bahnübergang erschallten. Leider nur die Schlusssequenz…
22. Januar 2016
Die mehrseitige Stellungnahme der Beklagten zur Klage („Aussetzen der Vollziehung der Baugenehmigung“), ist beim Kläger via Verwaltungsgericht Chemnitz eingegangen und die Bürgerinitiative „Gemeinsam für Einsiedel“ berät in den Abendstunden das weitere Vorgehen.
Beide Seiten nehmen Bezug auf das Brandschutzgutachten, aber selbstverständlich aus völlig entgegengesetzten Blickwinkeln.
Zur heutigen Bürgersprechstunde war nur ein Einwohner erschienen. Drei Ortschaftsräte waren anwesend, aus der Erstaufnahme kein Vertreter.
Aus dem Lager war zu erfahren, dass der Belegungsstand unverändert ist, also 207 Personen beträgt.
Der Infostand rüstet zum Umzug, der wohl in Bälde erfolgen wird. Auf der Demo am heutigen Abend wurde am Schluss die Ankündigung gemacht, dass das neue Domizil in der nächsten Woche, vermutlich wohl schon vorher, verkündet wird.
Viel wurde heute bereits zusammengeräumt und auch die Hinweisbanner sind schon abgenommen.
Der Platz hier im Grundstück Talsperrengrund 23 war bereits der dritte Standort. Was bescheiden mit einem kleinen Pavillon auf dem Fußweg an der Anton-Herrmann-Straße begann, hat im Laufe von Monaten eine gewisse Dynamik entwickelt, die so sicher nicht vorauszusehen war. Bejubelt und geschmäht, die ganze Bandbreite von Emotionen hat der Infostand abbekommen. Zweifel an seiner Haltung, seinen Standpunkt bezüglich Asyl in Einsiedel, hat es nie gegeben!
Und so bleibt auch das unterstehende Foto eine weitere liebe Erinnerung in der Einsiedler Ortsgeschichte. Es zeigt eine Kutsche aus Altenhain (übern Berg…), deren Besitzer es sich nicht nehmen ließen, dem Infostand unter dem 20. Dezember 2015 einen Besuch abzustatten. Mit dem Auto kann ja jeder…
Aber kommen wir nun zur „Hauptattraktion“ des heutigen Tages, der Kundgebung mit Schweigemarsch.
Verboten
…sind ab heute die Warnwesten für die Ordner während der Kundgebung mit der haarsträubenden Erklärung, dass im Notfall die Bürgerstreife mit Rettungsdiensten verwechselt werden könnte und die Leute in so einem Fall nicht die Hilfe leisten können, die von einem Rettungswestenträger erwartet würde.
Und so liest sich das amtlich:
Sehr geehrte … ,
im Nachgang kürzlich durchgeführter Versammlungen ist es erforderlich bzgl. o.g. Rechtsnorm nochmals zu informieren. Diese Ausführungen möchten dann auch bitte bei zukünftigen Versammlungen umgesetzt werden.
Der § 8 Abs. 1 SächsVersG im Wortlaut
„(1) Der Leiter kann sich bei der Durchführung seiner Rechte aus § 7 der Hilfe einer angemessenen Zahl ehrenamtlicher Ordner bedienen. Diese dürfen keine Waffen oder sonstigen Gegenstände im Sinne vom § 2 Abs. 3 mit sich führen, müssen volljährig und ausschließlich durch weiße Armbinden, die nur die Bezeichnung „Ordner“ tragen dürfen, kenntlich sein.“
Es wurde durch uns aktuell festgestellt, dass von Ordnern „Warnwesten“ od. Westen mit dem Aufdruck „Bürgerstreife“ getragen werden welche diese Westen zusätzlich zur weißen Armbinde tragen bzw. sogar auf die weiße Armbinde verzichtete wurde.
Das Tragen von Warnwesten oder Kombinationen mit Westen mit dem Aufdruck „Bürgerstreife“ auf dem Weg zur Versammlung und während der Versammlung ist versammlungsrechtlich problematisch.
Es kann zum Einen zu Verwirrung oder Verwechslung führen (Rettungswagenbesatzungen, Bahnbedienstete, CVAG Bedienstete und Verkehrspolizisten tragen ebenfalls solche oder ähnlich Westen) und im Notfall wertvolle Zeit kosten oder den einzelnen Träger in schwierige Situationen drängen für die er keinerlei Ausbildung besitzt.
Zum Anderen kann beim Tragen solcher Westen von größeren Personengruppen der § 3 SächsVersG herangezogen werden welcher Strafbewehrt ist.
Sicherlich ist es „guter Wille“ sich jetzt in der dunklen Jahreszeit so besser erkenntlich zu machen aber leider nicht im Sinne des Versammlungsrechts.
Es ist somit bitte zukünftig ab 27.01.2016 der § 8 Abs. 1 SächsVersG zu beachten und umzusetzen und Ordner ausschließlich, wie das Gesetz es vorsieht, mit weißen Armbinden die nur die Bezeichnung „Ordner“ enthalten auszustatten.
Für Teilnehmer der Versammlung sollte der Ausdruck einer gemeinsamen Meinung nicht durch Kleidung erfolgen, denn auch hier greift evtl. wieder der § 3 SächsVersG. Dafür können andere Mittel wie ein gemeinsam gehaltenes Transparent, oder Plakate o.ä. genutzt werden.
Wir bitten um Bestätigung.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
gez. … (Die Namen wurden von uns entfernt)
Das Heimatwerk Einsiedel ist trotzdem bemüht, seinen Lesern noch einmal ein Foto aus alter Zeit (…von letzter Woche) zu zeigen, um die gut erkenntlichen Ordner in Erinnerung zu rufen. Falls Ihnen jetzt schlecht wird, Sie einen Herzinfarkt bekommen oder es brennt, greifen Sie bitte nicht in Ihren Monitor (Verwechslungsgefahr!), sondern rufen Sie das Ordnungsamt Chemnitz an. Notfalls die Polizei oder Feuerwehr.
Ansonsten gibt es heute zu berichten, dass wieder deutlich mehr Menschen an der Kundgebung teilgenommen haben. Es lag zum einen sicher am Wetter (trocken und 11 °C), zum anderen wurden diese Woche auch wieder Flyer verteilt. Wir gehen von ca. 900 Teilnehmern aus. Der Fairness halber müssen wir hier noch etwa 15 Personen abziehen. Das sind die Ordner, die leider nicht mehr für jedermann deutlich an einer Warnweste erkennbar sind…
Ansonsten gab es heute drei Redner. Neben Ronny Matthes vom Infostand, der wie immer kurzweilig in die Thematik mit Auflagen (keine Warnwesten!) und Schwerpunktthemen der letzten Woche einführte, waren heute zwei Gäste vor Ort.
Ein Redner aus dem Spreewald nahe Lübben und ein zweiter von der Vereinigung „Ein Prozent“. Letzterer stellte sich mit seinem griechischen Namen vor und sagte, dass sein Vater seinerzeit als Bürgerkriegsflüchtling nach Deutschland kam. Wenn wir uns den Mann ansehen, ist davon auszugehen, dass dessen Vater als Kind hierherkam. Und jetzt spinnen wir den Faden weiter. Das Heimatwerk berichtete, dass nach dem Krieg griechische Kindern im Einsiedler Lager untergebracht waren. Schließt sich hier ein Kreis? Weiß das der zweite Redner vielleicht gar nicht?
Wie dem auch sei … das Publikum folgte aufmerksam beiden Beiträgen und die Emotionen und der Applaus waren ein deutliches Zeichen, dass beide Redner die Zuhörer erreichten.
Danach gab es den bekannten Schweigemarsch auf ebenso bekannter Strecke. Auch wieder zu hören, die „Merkel-muss-weg“-Rufe in Höhe Bahnübergang.
Auffällig war, dass viel weniger Polizei vor Ort war. Außer der nötigen verkehrstechnischen Absicherung war seitens der Polizei keinerlei „Drohpotential“ in irgendeiner Form aufgebaut.
Die Veranstaltung endete um 20:24 Uhr. Eine Einladung zur abschließenden Roster mit Glühwein gab es auch heute, wenn auch auf einem Ausweichplatz einige Meter die Hauptstraße herunter.
Auch wie an jedem Mittwoch, an dem ein Schweigemarsch stattfindet, trifft sich in der Parentationshalle (Friedhofskirche) eine kleine Gruppe zum Gebet. Wir berichteten davon mehrfach im vergangenen Jahr. Ihre Gebete schließen grundsätzlich alle Akteure aller Seiten ein.
Die Anzahl dieser anlassbezogenen Treffen ist also identisch mit den Schweigemärschen hier im Ort. Findet eine Demo statt, kommt es auch um 18:45 Uhr zur Zusammenkunft des „Kirchenkreises Asyl“. (Der Name ist von uns, es gibt keine bekannte Bezeichnung dafür.)
Fakultativ: Nadelarbeit
Ebenfalls am heutigen Tage lehnte die Flüchtlingshilfe Einsiedel ein Angebot (vom 26. Januar) einer vereinsmäßig geführten Textilwerkstatt ab, die für einen Zeitraum von einigen Monaten bereit war, Nähmaschinen, Stricknadeln und Zuschneidetisch leihweise zur Verfügung zu stellen.
Die Flüchtlingshilfe, die laut einem Sprecher über 100 aktive plus unzählige weitere Helfer hat, sah sich mit der Ausbildung der Asylbewerber an den Nähmaschinen überfordert. Überdies gäbe es Platzmangel für die Lagerung des Equipments. Vielleicht, wir spekulieren jetzt mal, sind einzelne der Asylbewerber in der Lage, einigen der über 100 aktiven plus unzähligen weiteren Helfern der Flüchtlingshilfe Einsiedel zu helfen, damit diese die Bedienung der Maschinen lernen. Reicht vielleicht erst mal eine Minirock-Verlängerung, muss ja nicht gleich eine Burka sein…
Auf Einladung des Vizekanzlers Sigmar Gabriel (SPD) reisten heute der Ortschaftsratsvorsitzende Falk Ulbrich (CDU) und das Mitglied des Ortschaftsrates Walter Hähle (Bürgerliste Einsiedel) nach Berlin.
Nach einer Besichtigung des „Paul-Löbe-Hauses“ gegen Mittag war ab 14 Uhr eine Führung durch die SPD-Parteizentrale („Willy-Brandt-Haus“) angesetzt.
Ab 14:30 Uhr fand dann das eigentliche Treffen mit Gabriel statt, veranschlagte Dauer eine Stunde.
Der Vorschlag des Ortschaftsratsvorsitzenden, eine „neutrale“ Person aus Einsiedel mitzubringen (eine bestimmte Frau war hier im Focus), wurde seitens der SPD abgelehnt und darauf beharrt, dass es ein weiteres Ortschaftsratsmitglied sein soll.
Insgesamt nahmen an dem Gespräch sechs Personen teil. Eine Presserklärung von Falk Ulbrich soll im Laufe dieser Woche noch folgen. Wir rechnen am Mittwoch, noch vor der angesetzten Demo, damit.
2. Februar 2016
„Freie Presse“ und „MoPo24“ berichten heute beide in einem kurzen Artikel vom gestrigen Treffen Gabriel/Ulbrich.
Da weder seitens der SPD noch bisher von Falk Ulbrich Details bekannt gegeben wurden, schlagen beide Blätter in der Chronologie zurück und berichten über den Hintergrund des Treffens.
Ab 16 Uhr war wieder Bürgersprechstunde im Rathaus. Ein Ortschaftsrat war anwesend und nahm sich der Anliegen dreier Bürger an.
Der Bestand an Asylbewerbern im Lager ist unverändert bei 207.
Bei trockenem Wetter und 2 °C gab es heute den allmittwöchentlichen Schweigemarsch mit vorrangehender Kundgebung am Einsiedler Rathaus mit etwas weniger Teilnehmern als in der Vorwoche.
Der erste Redner vom Infostand berichtete unter anderem vom Asylgipfel am Montag in der Chemnitzer Stadthalle.
Die zweite Rede wurde von einem Sprecher der Bürgerinitiative „GEMEINSAM für Einsiedel“ gehalten.
Wir publizieren diese Rede mit freundlicher Genehmigung der BI nachfolgend als Fotogalerie, in Wort und Bild sozusagen:
Danach sprach noch ein Mitglied des Einsiedler Ortschaftsrates. Auch er war am Montag beim Asylgipfel der Stadt zugegen gewesen. Er nahm die Aussage der Chemnitzer Bürgermeisterin Barbara Ludwig auf, dass es wieder eine Bürgerversammlung in Einsiedel geben sollte und sprach die Hoffnung aus, dass diese in Bälde stattfinden werde.
Er kündigte außerdem eine Presseerklärung von Falk Ulbrich bezüglich seines Besuches bei Sigmar Gabriel für Freitag, den 5. Februar, an. Im Anschluss sprach noch einmal kurz Redner eins.
Aus allen Redebeiträgen wurde direkt oder indirekt deutlich, dass ein Nachlassen oder Weglassen der Schweigemärsche im Ort sich auf alle Fälle nachteilig für die Lösung des Asylproblems im Allgemeinen und speziell natürlich in Einsiedel auswirkt. Aus den Beiträgen ging erneut hervor, dass eine EAE in der Form, wie sie hier und jetzt im Ort besteht, als nicht akzeptabel angesehen wird.
Als Nachbrenner bat Redner eins die Zuhörer um Verständnis, dass die eigentlich für heute geplante Bekanntgabe des neuen Standortes des Infostandes noch nicht endgültig geklärt sei. Er führte aus, dass er zuversichtlich sei, den neuen Standort nächste Woche benennen zu können.
Und auch der „Kirchenkreis Asyl“ war geneigt, vertreten durch den Großinquisitor, auf unserer für jeden öffentlichen Facebookseite, die Zusammenkunft desselben für den heutigen Abend in der Parentationshalle anzukündigen.
Wir wollen selbstverständlich auch diese Veranstaltung keinem vorenthalten.
4. Februar 2016
Fama sagte am 2. Februar:
Ca. 50 Asylbewerber werden am 4. Februar aus dem Lager an andere Orte verlegt. Sehr wahrscheinlich findet dann die erste Verteilung von hier aus an die Landkreise/kreisfreien Städte statt.
Die Aussage war korrekt. Um 11 Uhr fuhr ein weißer Bus am Lager in Richtung Chemnitz ab. Der Bus mit dem amtlichen Kennzeichen C – LD … gehört mit hoher Wahrscheinlichkeit der Landesdirektion. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass diese selbst verteilt. Erst kürzlich war ebenda eine vakante Stelle im Bereich Personenbeförderung ausgeschrieben.
Der Abtransport ging unspektakulär über die Bühne. Soll heißen, keine „Bösen“ in dreifarbiger Kleidung, die freudig gewunken hätten, keine „Guten“ in ganz, ganz bunter Kleidung mit ganz, ganz langen Gesichtern, keine Polizei in den bekannten Blautönen … einfach nur ein weißer Bus, der davonfuhr.
Wie viele Asylbewerber heute verlegt wurden, ist derzeit unklar. Und wann die nächste Nachbelegung kommt, ebenso. Und wer dann kommt, ebenso. Die Zahlen & Folgen folgen, ganz bestimmt sogar…
Nachbrenner:
In den späten Abendstunden erhielten wir ergänzende Aussagen zum Bus. Wir schreiben das hier nieder, da es uns oftmals selbst erstaunt, was für ein Wissen in einzelnen Bereichen die Einsiedler sich im Laufe der Zeit so angeeignet haben.
Heute zitieren wir also einen Busspezialisten:
Es handelt sich um einen MAN (R07) RHC 444 Lion’s Coach mit der Erstzulassung Oktober 2015. Eigentümer ist -wie vermutet- die Landesdirektion.
Ein Foto vom Bus haben wir noch keins, dafür aber die Gewissheit, dass wir diesen nicht das letzte Mal hier im Ort gesehen haben.
5. Februar 2016
Heute erschien die Presseerklärung Falk Ulbrich zum Besuch bei Sigmar Gabriel 01.02.16
Gestern postete die Bürgerinitiative „GEMEINSAM für Einsiedel“ ein Antwortschreiben des DRK bezüglich des Fotografier-Verbotes an der Liegenschaft. Die Fragestellung, die dem vorausging, war durch einen Sprecher der BI bei der Demonstration unter dem 3. Februar öffentlich genannt worden (wir berichteten).
Die Bürgerinitiative war so freundlich, uns das Schreiben zur Veröffentlichung zu überlassen:
Bezüglich des DRK-Schreibens erreichte uns ein Leserbrief. Aus dem unten von uns publizierten Schreiben geht hervor, dass die vom DRK vorgebrachten Drohungen (Freiheitsstrafe, Geldstrafe, …) wohl juristisch unhaltbar sind. Trotzdem wollen wir darauf hinweisen, dass der Verfasser kein Rechtsanwalt ist und die nachfolgenden Ausführungen keine Rechtsberatung darstellen.
Das Schreiben des DRK Landesverband Sachsen e.V. vom 4. Februar 2016 nennt, wie zu erwarten war, keine tragfähige juristische Begründung für das von ihm erlassene Foto-Verbot.
Im Einzelnen:
Es werden vom DRK für das Fotografier-Verbot zwei Rechtsquellen genannt: Das Kunsturheberrechtsgesetz und das Bundesdatenschutzgesetz
Zum Kunsturheberrechtsgesetz (KUG, auch „Kunsturhebergesetz“, eigentlich „Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie“):
Das im KUG geregelte „Recht am eigenen Bild“ betrifft nicht das Fotografieren von Personen oder das Fotografiert-werden, sondern ausschließlich die Veröffentlichung und Verbreitung von Fotos – wie das DRK auch selbst schreibt.
Ein Verbot, Fotos anzufertigen, kann damit also keinesfalls begründet werden.
Es kann auch das Fotografieren nicht allein auf Grund der Vermutung untersagt werden, dass die Aufnahmen veröffentlicht werden könnten.
Erst nach einer Veröffentlichung kann das „Recht am eigenen Bild“ geltend gemacht werden, indem z.B. auf Unterlassung oder Schadensersatz geklagt wird.
Das wäre allerdings nur dann erfolgversprechend, wenn tatsächlich das „Recht am eigenen Bild“ einer oder mehrerer Personen verletzt würde.
Fotos z.B. von Gebäuden fallen definitionsgemäß nicht darunter.
Nicht darunter fallen (nach KUG §23 Absatz I Nr. 2 und 3) auch Aufnahmen, bei denen
„2. die abgebildeten Personen nur als Beiwerke einer Landschaft oder Örtlichkeit erscheinen“ oder wenn
„3. das Bildnis Versammlungen, Aufzüge oder ähnliche Vorgänge darstellt, an denen der Abgebildete teilgenommen hat“
Ob diese Bedingungen vorliegen, wäre im Einzelfall zu entscheiden.
Von einer Verletzung des Rechts am eigenen Bild kann zudem keine Rede sein, wenn die Personen erkennen, dass sie fotografiert werden und dabei lächelnd oder gar posierend in die Kamera blicken. Dann lässt dies auf eine konkludente Einwilligung schließen.
Das DRK schreibt, dass mit dem Fotografieren von Personen „ein personenbezogenes Datum“ erhoben werde und behauptet: „Bereits dafür bedarf es der Zustimmung“. Eine Rechtsquelle wird allerdings gerade an dieser entscheidenden Stelle nicht angegeben, und das aus gutem Grund, denn es gibt keine gesetzliche Regelung, welche diese Behauptung belegen könnte.
Festzustellen ist zudem, dass sich das durch die ausgehängten Schilder erteilte Fotografier-Verbot gar nicht ausdrücklich auf Personen bezieht, sondern augenscheinlich ganz allgemein im Bezug auf das betreffende Gelände gelten soll.
Zum Bundesdatenschutzgesetz (BDSG):
Der im Schreiben des DRK genannte Absatz 1 von §3 des BDSG stellt ausschließlich eine Begriffsbestimmung dar, keine Regelung, erst recht nicht im Hinblick auf Fotos von Personen.
Das Bundesdatenschutzgesetz ist zudem im vorliegenden Fall gar nicht anwendbar. Das folgt aus dessen §1 Absatz 2:
(2) Dieses Gesetz gilt für die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten durch
1. öffentliche Stellen des Bundes,
2. öffentliche Stellen der Länder, soweit der Datenschutz nicht durch Landesgesetz geregelt ist und soweit sie
a) Bundesrecht ausführen oder
b) als Organe der Rechtspflege tätig werden und es sich nicht um Verwaltungsangelegenheiten handelt,
3. nicht-öffentliche Stellen, soweit sie die Daten unter Einsatz von Datenverarbeitungsanlagen verarbeiten, nutzen oder dafür erheben oder die Daten in oder aus nicht automatisierten Dateien verarbeiten, nutzen oder dafür erheben, es sei denn, die Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung der Daten erfolgt ausschließlich für persönliche oder familiäre Tätigkeiten.
Es kann also jeder aus persönlichem Interesse und für private Zwecke Fotos von Personen, Gebäuden etc. anfertigen, ohne dass ihm dies unter Berufung auf das Bundesdatenschutzgesetz untersagt werden könnte.
Zusammengefasst:
Gegen eine Veröffentlichung von Personenfotos kann unter Bezugnahme auf das „Recht am eigenen Bild“ von den betroffenen Personen juristisch vorgegangen werden.
Ein Verbot, Personen oder Einrichtungen zu fotografieren, lässt sich aus den angegeben Rechtsquellen nicht ableiten oder begründen.
Fazit:
Das DRK wirft lediglich mit Paragrafen und Behauptungen um sich, wohl mit dem Ziel, die Adressaten einzuschüchtern.
Faktisch sollen die Rechte der Einsiedler eingeschränkt werden mit der unhaltbaren Begründung, die Rechte von Mitarbeitern und Asylbewerbern schützen zu wollen.
Wenn das DRK dieses Schreiben tatsächlich wie angekündigt „den Medien zur Kenntnis geben“ wird, könnte das zu einem Eigentor werden. Denn da das DRK in seinem Schreiben auch die Veröffentlichung von Bildern „im Zusammenhang mit Presseberichten“ moniert, könnte der eine oder andere Pressevertreter feststellen, dass mit dem Foto-Verbot nicht nur die Rechte der Einsiedler angegriffen werden sollen, sondern auch die Pressefreiheit.
Lt. Mitteilung der Freien Presse Chemnitz vom 9. Oktober 2015 (s. Bild des Artikels rechts) gibt es eine aktuelle Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, dass Demonstranten Polizisten auch im Einsatz filmen (und somit auch fotografieren) dürfen und die Polizei deswegen nicht einmal den Ausweis des Fotografierenden verlangen darf. Die Begründung u.a.: „Das Kunsturhebergesetz verbietet nur die unbefugte Verbreitung von Bildern, nicht bereits die Anfertigung.“ Das Fotografieren generell zu untersagen wird also hier nicht einmal in Erwägung gezogen.
Meint das sächsische DRK tatsächlich, dass die Interessen der Asylbewerber und der DRK-Mitarbeiter schutzwürdiger und höher zu bewerten sind, als die unserer Polizisten im Einsatz?
Es möge also jeder für sich selber entscheiden, ob er das Fotografier-Verbot ernst nimmt und ihm Folge leistet oder nicht.
7. Februar 2016
„Vizekanzler will für Einsiedel Türen öffnen“ titelte die „Freie Presse“ gestern im Lokalteil. Bezug genommen wird von der Zeitung auf ein Schreiben Sigmar Gabriels (SPD), dass der Vizekanzler unter dem 4. Februar im Nachgang zum Treffen mit dem Einsiedler Ortschaftsratsvorsitzenden Falk Ulbrich (CDU) diesem sandte und dass auch der „Freien Presse“ vorzuliegen scheint.
Ausschlaggebend für Einsiedel ist in diesem Schreiben tatsächlich die Zusage Gabriels, sich für eine tragfähige Nachnutzung des Objektes einzusetzen.
Wir werden an dieser Stelle ganz bestimmt nicht herumorakeln, in wie weit die Aus- und Zusagen eines Berufspolitikers zukünftig Gestalt annehmen werden. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Wir freuen uns, dass Falk Ulbrich dem Heimatwerk Einsiedel die Genehmigung zur Veröffentlichung des Schreibens gegeben hat, ebenso zur Veröffentlichung seines Antwortschreibens.
Sigmar Gabriel an Falk Ulbrich 4.2.16
Antwort Falk Ulbrich an Siegmar Gabriel 6.2.16
8. Februar 2016
Die Bürgerinitiative „GEMEINSAM für Einsiedel“ hatte heute ihr montägliches Treffen im „Waldesrauschen“ angesetzt. Als Gäste waren unter anderen der Ortschaftsratsvorsitzende Falk Ulbrich (CDU) und dessen zweiter Stellvertreter Walter Hähle (Bürgerliste Einsiedel) eingeladen, die über ihren Besuch bei Vizekanzler Gabriel berichteten.
9. Februar 2016
Um 16 Uhr fand im Rathaus wieder bis 18 Uhr die Bürgersprechstunde statt, die heute „hochkarätig“ besetzt war. Vier Personen vom DRK, eine von der Landesdirektion und eine von der Polizei besprachen Probleme und Anfragen mit drei Ortschaftsräten und zwei Einsiedler Bürgern.
Der aktuelle Stand an Asylbewerbern im Einsiedler Lager beträgt seit letztem Donnerstag 155. (Und nicht wie Michael Müller heute in der „Freien Presse“ schreibt gut 200.)
Heute Abend fand wie gewohnt um 19 Uhr die mittwöchliche Kundgebung vor dem Rathaus mit anschließendem Schweigemarsch statt. Erwartungsgemäß waren diese Woche wegen der Ferien etwas weniger Teilnehmer zu verzeichnen, das nasskalte Wetter (3 °C und Nieselregen) hatte hier sicher auch seinen Einfluss.
Wie immer begann ein Sprecher vom Infostand, indem er die letzte Woche Revue passieren ließ. Diesmal war noch einmal der Besuch der beiden Ortschaftsratsmitglieder bei Sigmar Gabriel und vor allem die dazu veröffentlichten Schreiben und die Presseerklärung ein ausgiebig behandeltes Thema. Auch zum Thema Ortschaftsrat führte er aus. Nicht ganz fair, aber aus seiner Sicht (fehlendes Hintergrundwissen) wohl nachvollziehbar.
Zwei weitere Gastsprecher und letztendlich ein Mitglied des Einsiedler Ortschaftsrates rundeten den Rede-Parcours heute ab.
Danach fand der Schweigemarsch auf bekannter Strecke statt. In Höhe Bahnübergang waren auf dem Rückweg die mittlerweile bekannten „Merkel-muss-weg“-Rufe zu vernehmen.
Wir haben den Schweigemarsch wie so oft begleitet und schätzen den Anteil an Einsiedlerinnen und Einsiedlern auf 80 Prozent. Diese Zahl sagt uns auch, dass heute wieder viele willkommene Gäste im Zug mitmarschierten. Nach wie vor ist altermäßig alles vertreten und die von rot-rot-grün ständig propagandierte Frauen-Quote wird auch ohne selbige erreicht, soll heißen, dass sich das Verhältnis zwischen beiden Geschlechtern wohl die Waage hält.
Und so bleibt uns nur der Aufruf an die Genossinnen und Genossen von Sozialdemokratie, LINKEN und Grünen, hier mal mitzumarschieren, um zu erleben, wie eine Quote ohne ständiges und vor allem ohne dünnes Gerede zu erreichen ist…
Die Veranstaltung endete um 20:23 Uhr.
11. Februar 2016
Lange brachten wir hier keine (wie wir es nennen) „Ortsbilder“. Also Aufnahmen, die wir in Einsiedel gemacht haben und die die vielfältigen Botschaften der derzeitigen Protestkultur widerspiegeln.
Vor Weihnachten 2015 waren die Banner, Plakate, Straßenaufschriften und Tafeln ungezählt. Dann hieß es „Weihnachtfrieden“ und sie wurden demontiert. Es erneutes Anbringen ab Januar kam nur noch spärlich zu Geltung. Meist hängen ein oder zwei Banner im Kreuzungsbereich Einsiedler Hauptstraße Ecke Neue Straße. So haben wir auch gestern Abend beim Schweigemarsch zwei große Laken dort gesehen. Wegen der Lichtverhältnisse wollten wir diese heute Mittag fotografieren – da waren sie schon weg.
Also ob sich jetzt Leute aus dem Kreativ-Zirkel „Schöner unsere Städte und Dörfer“ oder Mitarbeiter der Stadtverwaltung der Banner bemächtigten, bleibt spekulativ.
Bestätigen und beweisen können wir hier eins: Fotografieren wir sie nicht, tut es ein anderer, publizieren wird sie das Heimatwerk auf alle Fälle:
Dass derartige Banner nun nicht jedermanns Geschmack sind, ist wohl unstrittig. Dass diese ein Ausdruck der Protestkultur sind, wohl ebenso. Und dass diese Banner nicht verschwinden, nur, weil sie entfernt werden … siehe oben!
In den Nachmittagsstunden unternahmen einige Mitglieder des Infostandes einen Spaziergang zum Areal der Kleingartenvereins „Waldblick Einsiedel e.V.“.
Da wir ständig Fragen zum derzeitigen Domizil des Infostandes bekommen, ist das wohl als Hinweis zu werten, dass einige Mitstreiter dort einen Garten pachten könnten. Wohlgemerkt als Privatpersonen, nicht der Infostand an sich.
Wir haben beim Verein „Waldblick“ nachgehakt. Dort wurde uns bestätigt, dass Nachfragen nach freien Gärten erfolgt seien. Der Verein -seit Jahren fester Bestandteil im innerörtlichen Gemeinschaftsleben mit entsprechendem Engagement- freue sich über Gärtnernachwuchs, betone aber auch, dass damit die kleingärtnerische Nutzung im Vordergrund stehe.
Und heute gleich noch einmal Nachrichten vom Infostand.
Wenn selbiger zurzeit auch ohne Domizil, so doch immer mit Ziel:
Heute erschienen die „Informationen aus Einsiedel“, die wohl in der nächsten Woche in die Briefkästen in Berbisdorf und Einsiedel verteilt werden.
Mit diesen vom Infostand herausgegebenen A4-Drucken erhalten jetzt auch Bürgerinnen und Bürger Informationen, die über keinen Internetzugang verfügen und auch nicht an den Schweigemärschen teilnehmen wollen oder können. Die Informationsschreiben sollen fortan 14-tägig erscheinen.
„Chemnitz-Einsiedel: Antrag gegen Flüchtlingsunterkunft abgewiesen“ lesen wir heute beim MDR. (Ehemals verlinkte Website anbieterseitig nicht mehr verfügbar.)
Es geht um die Klage eines Anwohners gegen das Erstaufnahmelager, wir berichteten mehrfach und gehen auch davon aus, dass auf der Demo am Mittwoch noch einmal Angaben dazu gemacht werden.
16. Februar 2016
Da wir mehrere Anfragen erhielten:
Bei dem größeren Rettungseinsatz heute Nachmittag handelte es sich um keinen Vorfall im Lager, sondern um einen schweren Verkehrsunfall auf der Altenhainer Allee Ecke Fischzuchtgrund.
Zur Bürgersprechstunde war heute ein Einwohner erschienen und kurz vor 18 Uhr noch zwei Polizeibeamte, die anfragten, ob Probleme oder Klärungsbedarf bestehe. Ein Ortschaftsrat von Haus & Grund Einsiedel, der sich mittlerweile tief in die „Bürgerfragestunde-Materie“ eingearbeitet hat, war selbstverständlich auch vor Ort.
Die aktuelle Belegung im Lager beträgt 147 Personen.
Als gelungen konnte die heutige Demo mit Schweigemarsch gelten. 2 °C und später einsetzender leichter Schneeregen konnten die Menschen nicht von der Teilnahme abhalten. Unerwartet, für die Organisatoren aber auf alle Fälle erfreulich, war die Tatsache, dass die Teilnehmerzahl mindestens auf dem Niveau der Vorwoche, wenn nicht gar darüber lag.
Auch heute hörten wir wieder drei Redner mit kurzweiligen Beiträgen. Von großen Interesse waren zwei Ankündigungen des ersten Redners.
Er gab bekannt, dass der Infostand nun sein Domizil gefunden habe und einen Garten in der Sparte „Waldblick Einsiedel e.V.“ beziehe. Viel Beifall!
Zu anderen führte der erste Redner aus, dass Details zur Klageabweisung (15. Februar) wohl erst in der nächsten Woche bekannt gegeben würden, da die Sachlage zunächst aufgearbeitet werden müsse.
In Anschluss an die Redebeiträge erfolgte dann der Schweigemarsch über die alte Hauptstraße und Neue Straße und (wie immer!) war der Schwund beträchtlich. Es kamen also viel weniger Leute wieder am Ausgangspunkt an, als vom Rathaus losgelaufen sind. Da die Verschwundenen aber allmittwöchlich wieder erscheinen, haben wir die Gewissheit, dass diese nicht vom IS (via Schlepperbanden übers Mittelmeer) entführt worden sind. Zusätzlich wird die latente Verschleppungsgefahr wohl gebannt, wenn sich innerhalb der nächsten Jahrzehnte europäische Spitzenpolitiker und hochbezahlte Beamte auf eine effiziente Grenzsicherung verständigen.
Und wenn wir schon beim Kritisieren sind, so wäre es schön, wenn zu Beginn der Demos nicht jeden Mittwoch das „akademische Viertel“ ausgenutzt würde. Soll heißen, um 19 Uhr beginnt die Veranstaltung und nicht der Abmarsch von zu Hause. Wir denken, die Veranstalter wären dafür dankbar…
Heute war in Einsiedel „Tag des Busses“.
In den Vormittagsstunden fuhr der große, weiße MAN-Bus, der unter dem 4. Februar erstmals 50 Asylbewerber aus dem Lager zur Verteilung an die Städte und Landkreise abtransportierte hatte, wieder in Richtung Dittersdorfer Weg 25. Wenige Minuten später kam er leer zurück und verließ den Ort. Für Außenstehende scheinen die Sätze nun sicher sinnlos, Busse fahren täglich und überall, dieser Bus hat aber hier im Ort eine gewisse Symbolkraft. Und so wurde innerhalb von wenigen Minuten eine Infokette in Gang gesetzt, wie man sie schon einige Wochen hier nicht mehr in dieser Intensität aktiviert hatte. Also die „alten“ Strukturen funktionieren einwandfrei. Auch wenn es heute nur ein leerer Bus war…
Mehr berichten können wir von der Sonderbuslinie 92. Seit dem 8. Februar gibt es einen neuen Fahrplan für diese und auch einen neuen Dienstleister.
Wie Fama berichtet, dreht der bisherige blaue T5-Bus C-NV 88 derzeit seine Runden auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg.
Schon an der Haltestelle „Am Einsiedler Bahnhof“ bemerkt der aufmerksame Betrachter, dass das provisorische Schild für den Bus einem fest im Boden verankerten Bushaltestellenschild gewichen ist. Wie es heißt, ist die Mitfahrt auf dieser Sonderbuslinie nicht nur für Asylbewerber kostenlos, nein, auch Deutsche fahren gratis. In Erinnerung an vier Fahrten in der Stunde eilen wir zur Haltestelle. Neu ist die Ausnahme, dass werktags in der 13. Stunde ausnahmsweise nur zwei Fahrten angesetzt sind und selbstverständlich schlagen wir genau zu dieser Zeit hier auf. Na gut, dann kommen wir in einer halben Stunde wieder. Ansonsten ist es noch so, dass montags bis freitags dieser Bus von früh bis abends viertelstündlich fährt. Am Wochenende bedient der gleiche Dienstleister im Auftrag der CVAG in wesentlich größeren Intervallen über die reguläre Linie 38.
Zweiter Anlauf, diesmal bin ich allein. Der rote Opel-Kleinbus des Busunternehmens Mario Reichelt aus Glauchau fährt vor. Am Steuer ein älterer, freundlicher Mann. Außer ihm keiner weiter im Bus, außer mir keiner weiter an der Haltestelle. Er lässt die Scheibe runter und fragt lachend: „Na, willste mit?“ Auch ich muss lachen, der Mann macht sofort einen sympathischen Eindruck. Selbstverständlich will ich mit und steige auf den Beifahrersitz.
Ich will Frieden!
…mit diesem Satz beginnt unser, trotz langsamer Fahrt Richtung Lager, viel zu kurzer Dialog. Mit seiner Aussage deutet Jochen Kluge -so heißt der Fahrer- keinen Standardsatz vom ewigen Wunsch der Menschheit nach Weltfrieden an, sondern sagt, dass er mit allen hier auskommen will. Leben und leben lassen. Er weiß, was für völlig unterschiedliche Meinungen über das Lager und seine Insassen in Einsiedel vorhanden sind. Er hat in der Zeit seit 8. Februar hier positive wie negative Erfahrungen gemacht und kennt schon jeden Zweiten auf der Wegstrecke im oberen Bereich dieses früher „Ostheim“ genannten Viertels.
Die Kinder der Asylbewerber haben es ihm sehr angetan, sagt er. Und dass er versucht, ein besonders freundschaftliches Verhältnis zu ihnen aufzubauen, was meist gelingt.
Und weiter erzählt er, dass er eigentlich längst Rentner ist, sich aber um diesen Job beworben hat, weil er ihn gerne macht. Und dass dieser Fahrplan jetzt wohl auch nicht endgültig sein wird, dass sicher noch einmal gezählt würde, um die Kapazität zu bestimmen.
Wir erreichen die Haltestelle am Lager. Auf uns warten eine Frau und ein Mann in der 40er Jahren, zwei sehr junge Frauen und zwei Kinder, eines so klein, dass es mit dem Buggy transportiert wird. Also „warten auf uns“ war wohl falsch, die warten auf den Bus und Jochen Kluge. Kurzer Schreck als ich aussteige. Die Araber besinnen sich aber sogleich und steigen in den Bus. Auch der Mann, der Buggy bleibt draußen. Den greift jetzt Jochen Kluge und verstaut ihm im Laderaum. Auf der Runderfahrt merke ich Kluge an, dass dieser trotz seines cosmopolitanischen Weltbildes an derartigen Sachen zu knaupeln hat. Es geht hier nicht um den Handgriff an sich. Es ist das mittelalterliche Weltbild muslimische Männer gegenüber Frauen. Bei (brauchbaren!) Begründungen für solch überholte Weltansichten versagen selbst LINKE und Grüne stets jämmerlich, von Leuten wie mir und so unzähligen anderen kann Jochen Kluge dafür schon gar keine Erklärungen erwarten. Derartiges Paschaverhalten und in Europa seit Jahrzehnten für überholt geglaubte Mann-Frau-Beziehungen lehne ich ab!
Naja, egal. Die Asylbewerber wollen zum Bahnhof. Kluge zweifelt, ob sie wirklich dorthin wollen, da sie meist bereits am Rathaus aussteigen. Aber nein, diesmal wollen sie den Zug nehmen. Ich frage, ob ich ein Foto machen kann – das lehnen sie ab. Ein kurzes Gespräch entwickelt sich trotzdem. Ich frage auf Englisch, wo her sie kommen. Aus der Nähe von Aleppo. Eine der jungen Frauen sagt, sie sei aus Rakka (Ar-Raqqa). Ihr englisch ist wirklich gut. Falls ihre Aussage stimmt und sie tatsächlich aus Rakka stammt, dann -so denke ich mir- hat sie allen Grund hier zu sein.
Am Bahnhof angekommen packt Jochen Kluge den Buggy wieder aus und die Syrer gehen zum Bahnsteig. Ich wechsle noch einige freundliche Worte mit ihm, wünsche einen schönen Tag und ein schönes Wochenende und werde ganz sicher wieder einmal mitfahren. Denn heute habe ich einen weiteren Akteur im globalen Weltspiel aus Flucht und Asyl kennengelernt. Er ist – wie wir alle – nur ein winzigstes Rädlein in diesem Szenario, dessen Dimensionen und zukünftigen Wege wir allenfalls ahnen können.
Ach und der wichtige Nachbrenner: Die Fahrten sind wirklich umsonst. Wer also auf den östlichen Höhen in Einsiedel wandern oder vielleicht einen Garten in der Sparte „Waldblick“ besuchen will, kommt viertelstündlich ohne Anstrengung und ohne Entgelt dorthin.
22. Februar 2016
Heute waren zwei junge Reporter aus Leipzig im Auftrag von RTL in Einsiedel und interviewten einige Bürger. Hintergrund des Auftauchens waren vermutlich die Vorfälle zwischen Einheimischen und Asylbewerbern in Clausnitz bzw. ein Brand einer für Asylanten vorgesehenen Unterkunft in Bautzen. Drei ganz kurze Interviews (eines davon mit Untertiteln!) wurden in einen größeren Beitrag, der dann um 18:45 Uhr auf „RTL Aktuell“ lief, hin gebastelt. Wir schreiben das hier nur der Vollständigkeit halber in unsere Chronik. Wer den Beitrag nicht gesehen hat, hat selbstverständlich nichts verpasst.
23. Februar 2016
Zur heutigen Bürgersprechstunde erschienen zwei Einwohner. Es soll versucht werden, am nächsten Dienstag oder in der Woche darauf wieder Vertreter von Landesdirektion und DRK einzuladen. Ziel ist, die „große Runde“ einmal im Monat zu veranstalten.
Die Belegung von Asylbewerbern im Lager beträgt unverändert 147 Personen.
Bei der heutigen öffentlichen Ortschaftsratssitzung ohne Bürgerfragestunde wurde die Thematik nur im kleinen Rahmen angeschnitten. Der Ortschaftsratsvorsitzende gab noch einmal Auskünfte und Antworten zu den von der Bürgerinitiative „GEMEINSAM für Einsiedel“ bei der letzten Sitzung unter dem 12. Januar übergeben Fragen.
Ein anderes Ortschaftsratsmitglied, welches in der Flüchtlingshilfe engagiert ist, trug einige Fakten zu deren Aktivitäten im Objekt vor:
• Es erfolgt eine Betreuung der Kinder der Asylbewerber im Haus 5, dort sind dafür drei Zimmer vorhanden
• Etwa 40 Leute beschäftigen sich mit den Kindern zu drei unterschiedlichen täglichen Zeiten
• Die Zusammenarbeit Flüchtlingshilfe – DRK -Security läuft einwandfrei
• Aus mehreren gespendeten (defekten) Fahrrädern wurden einige funktionstüchtige gebastelt
• Die Freizeitangebote werden gut angenommen
• Manche Kinder sprechen schon einige Brocken deutsch, ansonsten erfolgt die Verständigung auf Englisch und vor allem „mit Händen und Füßen“
• Am nächsten Samstag (27. Februar) fände zudem auch eine „Begegnungsveranstaltung“ in der F+U-Turnhalle statt
Für weitere Details verweisen wir auf die Niederschrift zu dieser Ortschaftsratssitzung, die nach Freigabe auf der Sitzung am 22. März hier veröffentlicht wird.
0 °C zeigte uns das Thermometer, als bei anfänglichen Schneefall und später trockenem Wetter sich erneut die Einsiedler und ihre Gäste zur mittwöchlichen Kundgebung trafen.
Die Organisatoren wird es gefreut haben, dass mindestens so viele Teilnehmer wie in der Vorwoche dem Aufruf gefolgt waren. Die, die pünktlich erschienen, hörten zur Begrüßung unter anderem „Deitsch on frei wolln mer sei!“ von Anton Günther über die Lautsprecheranlage. Aber selbstverständlich kamen wieder zwei Drittel leicht verspätet und somit begann die Veranstaltung auch erst 19:10 Uhr. Wie jede Woche halt…
Der erste Redner vom Infostand gab noch einmal bekannt, dass einige Mitglieder desselben einen Garten in der Sparte „Waldblick Einsiedel e.V.“ als Privatleute mieten werden, keinesfalls der Infostand an sich. Er verdeutlichte, dass den jungen Menschen bewusst sei, dass hier Regeln einzuhalten sind und dass das „Kleingärtnerische“ im Vordergrund steht. Ängste nehmen, fleißige Mitarbeit in der Sparte und natürlich die Vorteile eines Gartens genießen, so sein Tenor. Die Zuhörer nahmen es mit Wohlwollen auf. Und der Spartenchef sowieso!
Der zweite Redner war von der Bürgerinitiative „GEMEINSAM für Einsiedel“. Wie immer begleiteten öfterer Beifall und viele Buhrufe (aber nicht ihm gegenüber…) seinen Beitrag. Die BI war so freundlich, uns die Rede zur Veröffentlichung zu überlassen:
Dann sprach noch einmal Redner eins und gab bekannt, dass am nächsten Mittwoch wieder Demo sei. Er führte aus, dass intern diskutiert worden war, diese eventuell einmalig ausfallen zu lassen, da am 2. März eine wichtige Stadtratssitzung sei, der viele der Organisatoren beiwohnen wollten. Man habe sich aber entschlossen, den Protest in Einsiedel aufrecht zu erhalten.
Im Anschluss erfolgte der Schweigemarsch auf der bekannten Runde. Interessant die Ordner, die heute wieder deutlich an den Warnwesten der „Bürgerstreife Einsiedel“ erkennbar waren.
Auf dem Rückweg erklangen in Höhe Bahnübergang die bekannten „Merkel-muss-weg“-Rufe und bei Zieleinlauf am Rathaus das „Lied der Deutschen“ von Heinrich Hoffmann von Fallersleben. (Für die RTL2-Gemeinde: Die dritte Strophe ist unsere Nationalhymne.)
Die Veranstaltung endete um 20:10 Uhr und viele der Teilnehmer trafen sich dann noch zur „Demo-Nachlese“ bei Roster und Glühwein.
Uns sei noch der Wink gestattet, dass alle, die hier mitlaufen, selbstverständlich keine Einladung vom Ministerpräsidenten für die Dankesfeier am Freitag bekommen.
Aber: Die Besten dieser eingeladenen, guten Menschen sagen schon wieder ab, sie sind also moralisch in noch höheren Sphären! Wir sind beeindruckt! (Der letzte Satz war gelogen.)
Uns bleibt am Ende nun der Hinweis an alle Daheimgebliebenen, den Anweisungen des heutigen Schlussfahrzeuges der Polizei nachzukommen!
25. Februar 2016
„Schweigemarsch in Einsiedel: Hunderte Leute auf der Straße“
Heute gab es seit längerer Zeit wieder einmal eine Mainstreamberichterstattung über die Demo vom Vorabend. Die MoPo24 brachte einen kurzen Artikel über die Veranstaltung und erwähnte auch die Gäste aus anderen Orten, die sich dem friedlichen Protest angeschlossen hatten.
Richtig sind in diesem Zusammenhang die in der gestrigen (oben publizierten) Rede der BI „GEMEINSAM für Einsiedel“ gemachten Ausführungen, dass es im Mainstream der letzten Wochen ebenda keine Protestkundgebungen mehr gibt, soll heißen, diese werden nicht erwähnt. Dieses „Totschweigen“ ist eine andere Art der Lügenpresse > die Lückenpresse. Also statt falsch oder „modifiziert“ zu berichten, erscheint gar nichts. Funktioniert durch Internet, Facebook usw. freilich nur sehr bedingt, denn jeder Seitenbetreuer („Webmaster“) und Account-Inhaber sieht seine Zugriffzahlen im Hintergrund und kann die Reichweite abschätzen. Wir selbstverständlich auch und wollen nicht verschweigen: Wir sind stolz wie Bolle!
26. Februar 2016
Heute haben wir im Netz einen etwas älteren Artikel des „Tagesspiegel“ Berlin, der wie die meisten Mainstreamblätter mit sinkenden Auflagen kämpft, gefunden.
Der Beitrag „Sachsen, der Freistaat der Frustrierten“ ist laut Website vom 10. Februar. Autor ist der „Freie-Presse“-Redakteur Oliver Hach. Der gleiche Oliver Hach, der unter dem 13. November 2015 mit „Die Wut von Einsiedel“ seinerzeit einen ausgewogenen Artikel ablieferte (wir berichteten).
Der Tagesspiegel-Beitrag bringt nicht nur Kurzeinblicke von Einsiedel, auch über einige andere renitente Orte in Sachsen wird berichtet. Zum Ausgabezeitpunkt konnte Hach freilich noch nicht ahnen, dass es bald noch ganz andere „berichtsträchtige“ Gemeinden im Freistaat geben wird.
Trotzdem empfehlen wir, sich die paar Minuten Zeit zum Durchlesen zu nehmen, damit man ein Bild bekommt, wie sich die Außenwirkung Einsiedels darstellt, wenn von hiesigen Redakteuren darüber geschrieben wird.
Die derzeit 90 Kommentare sind dann auch Pro und Contra und einen davon wollen wir stellvertretend in Teilen zitieren:
Darauf ein „EINSIEDLER“
Der sachsenfeindliche und ahnungslose Autor kann auf keinen Fall von hier sein, dachte ich (Sachse und Chemnitzer) nach der Lektüre dieses Artikels. Doch was steht darunter?
„Der Autor ist Redakteur der Chemnitzer „Freien Presse“.
Tatsächlich richtig ist, dass es in Chemnitz und Umfeld (auch in Einsiedel) über alle Differenzen hinweg eine gewisse positive Kultur des miteinander Redens gibt. Sicherlich ein Verdienst auch der OB Barbara Ludwig und einer Regionalpresse, die mitunter etwas zurückhaltender mit dem politischen Gegenüber umgeht als leider mancherorts und oft überregional betrüblicher Brauch. Vielleicht auch ein Ergebnis der in der Einwohnerschaft tief verwurzelten Sehnsucht nach sächsischer „Gemiedlichkeit“.
Ein solcher Artikel kann in diesem Umfeld leider als Zündelei wirken.
…
Heute Nachmittag gab es in der F+U-Turnhalle eine „Begegnungsveranstaltung“ zwischen den Asylbewerbern aus dem Lager und Einheimischen, die gut vorbereitet war. Etwa 50 bis 60 Einsiedler und um die 98% der Asylanten nahmen daran teil, also insgesamt knapp 200 Personen. Die breite Zustimmung machte sich dann mit Platzmangel in der Turnhalle und in den „Clubräumen“ des Gebäudes (oben in der Empore) bemerkbar. Selbst gebackener Kuchen und Sport und Spiel für die Kinder wurden gut angenommen.
Es wurden Tänze von den Asylbewerbern vorgeführt, die sie zu entsprechenden Musik tanzten, welche wiederum von den an die Musikanlage gestöpselten Mobiltelefonen erklang.
Die „Flüchtlingshilfe Einsiedel“ wertet die Veranstaltung als vollen Erfolg. Es ist geplant, diese 14-tägig zu wiederholen. Seitens der Veranstalter soll mit der katholischen St. Antonius Gemeinde aus Altchemnitz immer gewechselt werden.
Die F+U-Turnhalle steht der Flüchtlingshilfe vorerst bis Ostern kostenlos zur Verfügung. Ein Chemnitzer Sponsor spendierte hierfür 40 Paar Turnschuhe, die vor allem für Hallensportarten geeignet sind.
In den späten Abendstunden zogen etwa zehn Vermummte mit brennenden Fackeln die Schollstraße hoch bis zum Lager. Einige auf Facebook („Informationen aus Einsiedel“) geteilte Fotos zeigen die Aktion visuell und machten die Handlung überhaupt erst bekannt: „Soeben zugesendet worden. Mal eine Art und Weise vor der Erstaufnahme seinen Unmut kund zu tun, die wir so in Einsiedel noch nicht gesehen haben.“
Wie es sich darstellte, begann diese von den allermeisten Einsiedlern abgelehnte Aktion etwa um 22:00 Uhr. Am Lagereingang wurde dann vermutlich ein Böller gezündet. Als um 22:45 Uhr die Polizei mit ca. 20 Beamten eintraf, war der Spuk längst vorbei. Woraus die lange Reaktionszeit der Polizei beruhte, ist unklar. Vermutet wird eine zu späte Alarmierung durch das Wachpersonal im Lager.
Die Spurensuche, auch mit zwei Fährtenhunden, verlief ins Leere.
28. Februar 2016
Die sinnlose, für Einsiedel selbstverständlich schädliche und bisher nicht nachvollziehbare Fackelaktion vom Vorabend erscheint in den ersten Onlineausgaben der Zeitungen und dem Gossenjournalismus. Bis 16 Uhr sind die Meldungen bei den Zeitungen noch verhalten, da zum Zeitpunkt die Akteure noch nicht bekannt sind („Die Polizei ermittelt…“).
Der Infostand bestreit, in die Aktion involviert zu sein, Distanzierungen und einhellige Ablehnung erfolgten heute in Einsiedel lagerübergreifend.
Und Fama sagt: Morgen gibt es schlechte Presse! Und das wohl zu Recht!
Der Mainstream reagierte heute verhalten auf den Fackelmarsch. Die meisten zitierten eine DPA-Meldung in recht ähnlicher Form, die die Ereignisse in groben Zügen beschreibt. Der Grund ist simpel, die Verursacher stehen nicht fest und es sind auch keine weiteren, neuen Tatsachen bekannt.
Eine kurze Reportage, aber auch keine neuen Erkenntnisse, brachte die Sendung „MDR um 4“. (Ehemals eingebundenes Video anbieterseitig nicht mehr verfügbar.)
Hier geht es weiter mit Teil 3 unserer Chronik über das Erstaufnahmelager Chemnitz-Einsiedel: Die Zeit ab 1. März 2016.
Wir danken allen, die Fotos und Daten bereitgestellt haben! Auch denen, die nicht genannt werden wollen, uns aber uneigennützig ihre Fotos, Daten, Informationen und Leserbriefe zur Veröffentlichung überlassen haben.
Und freilich sind wir auch zukünftig auf Zuarbeit angewiesen und freuen uns über diese!
Abschließend möchten wir darauf hinweisen, dass auf unserem Facebook-Profil (Heimatwerk Einsiedel) und in unserem Twitter-Account (HeimatEinsiedel) oftmals noch ergänzend zu dieser Seite Artikel geteilt werden, die die Liegenschaft betreffen. Freilich nur, soweit diese anbieterseitig verfügbar gehalten werden.
Meist handelt es sich um Artikel anderer Medien, die die oben erwähnten Auszüge aus Zeitungen usw. nochmals vertiefen.