Ehemalige Ortslistennummer/Brandkatasternummer 11D
Restaurant „Schützenhaus Einsiedel“
Später und bis heute Stellmacherei bzw. Tischlerei Berthold
Nur sehr wenige Angaben finden sich über das ehemalige Restaurant “Schützenhaus” in der Hauptstraße 120.
Niemand vermochte bisher zu sagen, wann das Lokal geschlossen bzw. der Restaurantbetrieb aufgegeben wurde.
Der Anbau rechts am Hauptgebäude war der Pferdestall.
(Foto: Jürgen Fritzsche)
Ganz früher war es auch schon eine Schankwirtschaft. Um 1860 war der Horndrechsler Traugott Langer hier der Wirt und das Gebäude noch ein Fachwerkhaus.
Später wurde es abgerissen und das uns heute noch bekannte massive Gebäude errichtet.
Oben und rechts sehen wir zwei frühe, undatierte Aufnahmen. Deutlich ist zu erkennen, dass der Schriftzug „Schützenhaus Einsiedel“ und die Außenleuchte an der Tür verändert wurden.
Der Name der Einrichtung kam nicht von ungefähr, sondern hinter dem Gebäude war eine (sehr einfache) Schießbahn. Die Schussrichtung war nach hinten gegen den Berg.
Vorne im Restaurant hatte die “Schützengesellschaft Einsiedel” ihr Stammlokal, hier fanden die Zusammenkünfte statt. Diesen Verein finden wir im Adressbuch 1926/26 unter seinem Vorsitzenden Karl Richter noch verzeichnet, ob man zu dieser Zeit allerdings noch im “Schützenhaus” tagte, muss bezweifelt werden. Denn unter „Gastwirtschaften“ ist das „Schützenhaus Einsiedel“ im gleichen Adressbuch nicht mehr verzeichnet.
Wenige Jahre später ist dann die Restaurantbezeichnung von der Fassade verschwunden und auch der vordere Eingang existiert nicht mehr.
Ergänzend sei an dieser Stelle angemerkt, dass es im Ort auch noch die
“Teschin – Schützengesellschaft Einsiedel” gab, die mit dem obenstehenden Verein aber nichts zu tun hatte. Ungeklärt ist auch, ob diese hier im Grundstück ihre Schießübungen durchführte.
Hintergrundwissen Teschin:
Auch “Tesching” geschrieben, sprich aber: “Teschäng”. Kleinkalibergewehr ohne gezogenen Lauf, also innen glatt. Geringe Durchschlagskraft, Treffsicherheit nur auf kurze Distanz. Derartige Gewehre wurden zu allermeist nur für das sportliche Schießen verwendet, da sie für die Jagd nur sehr bedingt geeignet waren.
Aber gehen wir nochmal einige Jahre zurück. Die nebenstehende Lithografie lief postalisch am 19. Juli 1903. Sehr, sehr „großzügig“ zeigte sich hier der Besitzer Robert Gemeinhardt beim Ausgestaltenlassen der Karte – seinen linken Nachbar in der 122, die Bäckerei Arthur Frey (ab 1919 Oskar Nötzel) hat er völlig unterschlagen, wohl um den Biergarten besser darstellen und Raum bieten zu können. Den „Aufstieg zur Körnerhöhe“ indes gab es wirklich, wenn auch einige Meter weiter.
(Zum Aufstieg berichteten wir hier und zur Körnerhöhe hier.)
Im Adressbuch von 1897 finden wir unter „Herbergswirtschaften“ ebenfalls Robert Gemeinhardt registriert. Ein untrügliches Zeichen, dass es im Schützenhaus auch Fremdenzimmer gab.
Im Krieg wurde das Haus beim ersten Bombenangriff auf Einsiedel am 14. Februar 1945 beschädigt, ein neues Dach musste aufgesetzt werden.
1946 gründete Kurt Berthold hier eine Stellmacherei, die sein Sohn Gerhard 1975 übernahm.
Seit 2000 führt nun Jens Berthold die Geschäfte in dritter Generation als Tischlerei weiter.
(Foto: Gerhard Berthold)
Das Gebäude am 26. Mai 2007 (Straßenfest in Einsiedel).