Bäckerei Reinhard Grötzschel, später Alfred Löffler
Die Bäckerei von Reinhard Grötzschel in der Hauptstraße 19, die Aufnahme stammt vermutlich aus den 1920er Jahren.
Das Bäckereigeschäft blieb die ganze Zeit in Familienhand. Grötzschels Tochter Anna und ihr Mann Alfred Löffler führten es fort, Johannes Löffler dann von 1966 bis zur Geschäftsaufgabe 1999.
In der Einsiedler Ortschronik finden wir eine kurze Mundartgeschichte, was sich im Jahre 1917 beim „Grötzschel-Bäck“ zugetragen hat. Wir zitieren eins zu eins:
Beim Grötzschel Bäck
Während des 1. Weltkrieges gab´s mit dere Esserei e bittere Not, un das wur von Gahr ze Gahr immer schlimmer. 1917 war´s soweit, daß es merschtens när Kuhlrüm, Därrgemüs, Brennesselsupp un a de getrockneten Erdäppelschäler ze assn gab, de Lebnsmittelkarten wurn a immer winger.
Do wur nu a ze Weihnachten es Stullnbackn bei dan Bäckn verbuten.
Dr Pfüller Schutzmaa mußt nu immer emol bei die Bäckn kontrolliern, doß dos Verbut a eigehaltn wur.
Nu kam er a emol bein Grötzschel Bäck zer Kontroll, aber wie dar nu neikom in de Backstub, do kom ernd e Duft wie de schönstn Weihnachtsstulln entgegn. Do kam glei de Grötzschel Bäckn un a dr Bäck rei, ober wie se nu dan Pfüller Schutzmaa sogn, do wornse beede ganz betöppert.
Dr Bäck hatte doch grode Stulln in Bachufn drinne. Do mahnt dr Pfüller: „Sie tune doch nich etwa Stulln backn?“ – „Nee“, saht glei de Grötzscheln, „dos is ner Gebäck“. – „Ja, ja när Gebäck“, saht a glei dr Bäck. Dann mahnet er: „Herr Pfüller sie könne sich überzeugn, do – guckn se mol nei in dan Backufn!“
Wie dr Schutzmaa nu dort neigucket, do sient ar när Blachkastln wu sist dar Königskuchn gebackn wur.
Dr Grötzschel Bäck dare wur schu vürsichtig un hot dann Stullteeg nich of de Stullblach gebackn, sondern in de viereckchen Blachnappl. Da saht dr Pfüller: „Nu ja, Stulln sei dos keene, ober riechn tuts glei esu.“ Da saht dr Bäck: „Herre Pfüller, dos kimmt ganz drauf a, wos mer neimacht, denn do riechts un schmeckts a dernoch.“ Inzwischn hot de Bäckn ne Tass Kaffee gemocht un saht: „Herr Pfüller, ich ho für Sie a e Tass Kaffee un do kenne se a glei dos Gebäck emol kostn!“
Nu, dar Pfüller Otto dot a gern wos guts assn un setzet sich na an Tisch, da stand a e Taller voll von dan Gebäck.
„Aber dos Gebäck schmeckt werklich gut“ saht nacher dar Otto, un tot jeds Stückl erst emol richtig aaguckn, – do worn doch Rosin drinne un an Mandln, Zitronat un noch annere Gewürz, ubn drauf war mit Butter gestrichen un Zucker drüber hie, gerod wie de Stolln, när, dos die annersch geformt worn. Dobei docht ar für sich: „Dere Grötschl Bäck is doch e Luder, dan kaa ich doch net aazeichn, das sei doch kaane Stulln, dos schmeckt un riecht när esu.“
Wie dr Pfüller nun dan Taller leergemcht hot, do saht er: „Vielen Dank!“. Un de Bäckn sagt: „Auf Wiedersehn!“. „Ja“, saht dr Pfüller: „ich komme schu wieder, aber Herre Grötschl, ja kenn Stulln backn, dos is verbutn!“
Max List
Heinrich Otto Pfüller
Er wurde am 2. Juni 1863 in Hohenstein geboren und verstarb am 10. Juni 1946 in Einsiedel.
Von 1886 bis 1888 war es als Hilfsschutzmann in Adorf/Erzg. tätig. Dann trat er seinen Dienst als Polizei-Hauptwachtmeister in Einsiedel an und blieb hier bis zu seiner Pensionierung 1928.
Bei Max List lesen wir über ihn:
“Auf Grund seiner humanistischen, väterlichen Einstellung war er bei allen Bürgern als Respektsperson beliebt. Er verstand es bei Gesetzesübertretungen die Schuldigen auf eigene Art zu überzeugen, jedoch mußten die Unwilligen die ganze Strenge seiner Amtsperson verspüren.”
Das Foto zeigt Pfüller in der Uniform der “Freiwilligen Sanitätskolonne Einsiedel”, das Bild wurde um 1928 herum aufgenommen.
(Foto: Ingobert Rost)
Die untere Hauptstraße mit der Nr. 19 in den 1930er Jahren…
(Foto: Peter Holstein)
Unten: Das Gebäude Einsiedler Hauptstraße 19, heute ein reines Wohnhaus, am 21. April 2010.
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