„Riedels Erben“
Von der Mittelmühle über die Fabrik bis zu nahkauf Einsiedel
Dieser recht umfangreiche Artikel befasst sich mit den vielfältigen Nutzungen des Grundstücks Einsiedler Hauptstraße 97 in den vergangenen Jahrzehnten.
Ergänzend berichten wir über zwei Dinge, die heute längst verschwundenen sind: Die Tankstelle und den damals unabdingbaren Mühlgraben.
Etwa um 1840 entstand der nebenstehende Holzstich. Er zeigt uns die sogenannte Mittelmühle mit Mahlmühle, welche hier auf dem Grundstück stand. Die Mühle lässt sich aber noch viel weiter zurückverfolgen. Bereits 1651 sind in Einsiedel vier Brett- und eine Mahlmühle erwähnt, im Meilenblatt von 1788 ist dann die nebenstehende Mittelmühle auch visuell dargestellt und eingezeichnet.
Der links auf dem Holzstich dargestellte Gebäudeteil gehört zum ehemaligen Lehngericht, später die Apotheke. Im 19. Jahrhundert wechselte die Mühle mehrfach den Besitzer, 1826 kaufte sie Johann Gottfried Schnabel für 2.670 Taler. Er richtete hier seine zweite Bauwollspinnerei ein. (Seine erste Spinnerei war das nachmalige Wex & Söhne). Teile des Gebäudes verpachtete er 1833 mit “Backgerechtigkeit” auf drei Jahre an Karl Traugott Hahn.
Der seit 1876 als Werkzeugmaschinenfabrikbesitzer in Einsiedel angestammte Franz Lempe betrieb später dann in der Mittelmühle eine Maschinenfabrik.
Einen kurzen Hinweis zu seiner Firma finden wir oben links auf dem kleinen rosa Zettel, der auf einem Preis-Courant (Warenpreisliste) aufgeklebt war und umgeklappt werden konnte. Wir lesen:
Einsiedel b. Chemnitz i./S. im Juli 1876.
Belieben Sie gütigst davon Vermerkung nehmen zu lassen, dass die Firma Roscher & Lempe erloschen, das Geschäft mit allen Activis und Passivis in meinen Besitz übergegangen ist und die neue Firma Franz Lempe lautet.
Der Preis-Courant gibt uns auch einen Einblick in die Produktion von Lempes Fabrik. Hier finden wir nämlich allerhand Waagen; Tafelwaagen, Brückenwaagen, Decimal-Waagen und eine transportable Viehwaage. Alle aichfähig und neuester Construction [sic].
Die Preise wurden in vorgedruckte Tabellen neben den Beschreibungen und Abbildungen der Waagen handschriftlich eingetragen.
Die Fabrik brannte zum Jahreswechsel 1880/81 ab. An der Brandlöschung im hohen Maße beteiligt war die gerade erst im April 1879 gegründete Freiwillige Feuerwehr Einsiedel, zu dessen anfangs passiven Mitgliedern Franz Lempe zählte. Er war später lange Jahre, von 1884 bis 1902, Wehrleiter der hiesigen Feuerwehr.
Das Foto links – etwa um 1900 – zeigt das an der Brandstelle von Franz Lempe 1883 neu errichtete Gebäude, seine neue Fabrik also.
Bei Ingobert Rost lesen wir, dass in Lempes Fabrik die später recht große Eisengießerei von Friedrich Leimbrock ihre Anfänge hatte.
Unter dem 29. Februar 1888 begann Leimbrock hier mit dem Eisenguss, doch schon 1889 verlegte er ins Unterdorf (Hauptstr. 11-15).
Nachfolger in der Hauptstr. 97 wurde der am 29. November 1869 in Gelenau geborene Guido Riedel, der im Hause eine “Fabrik patentierter Neuheiten” erfolgreich etablierte. Die nebenstehende Reklame links aus dem Jahre 1905 zeigt uns einige dieser hergestellten Haushaltwaren. Manche davon wurden bis weit in die 1960er Jahre in der DDR weiterproduziert.
Rechts eine Rechnung der Firma Riedel vom 19. August 1909. Wie wir lesen, gab es noch eine weitere Fabrik in Weisskirchlitz-Teplitz in Böhmen, seinerzeit Österreich-Ungarn, heute Tschechei.
Der Ort selbst hat Riedel einiges zu verdanken; er erdachte die Sommerrodelbahn und beteiligte sich auch maßgeblich am Bau der ersten örtlichen Wasserleitung hier im Ort im Jahre 1909. Als Beauftragter des “Verbandes der Zwönitzfluss-Anlieger” lag ihm die Ordnung und Betreuung des Flussbettes ob.
Guido Riedel kandidierte am 29. Dezember 1918 für den neuen Gemeinderat, dessen Neuwahl durch die Wirren des verlorenen Ersten Weltkrieges und der Gründung eines Arbeiterrates auch in Einsiedel notwendig wurde.
Er starb am 2. Dezember 1946 in Einsiedel.
Zwei Seiten aus einem Arbeitsbuch (…wie das SV-Buch der DDR), die Inhaberin war vom 17. September 1919 bis 7. Februar 1920 bei der Firma Riedel beschäftigt.
(Vorlage: Heinz Mütze)
Die Umwandlung von der Fabrik zum Wohn- und Geschäftshaus muss wohl Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre erfolgt sein. Im Adressbuch von 1927 finden wir Guido Riedel noch als Fabrik(mit)besitzer in der Hauptstraße 97 eingetragen. 1929 war er 60 Jahre alt, Zeit, sich langsam zur Ruhe zu setzen. Oben links im Hintergrund das Gebäude noch ohne Läden im Erdgeschoss. Das Hauptmotiv ist hier freilich das Radrennen, ebenfalls anlässlich des 25jährigen Jubiläums des „Arbeiterradsportbundes Solidarität”, Ortsgruppe Einsiedel, aufgenommen. Oben rechts dann das Haus wenige Jahre später mit vier Gewerben (Foto: Magdalena Drews).
Und noch einmal die 1930er Jahre. In dieser Zeit siedelten sich im Erdgeschoss allerhand Geschäfte an. Auf dem untenstehenden Foto (Hans-Christian Günther) sehen wir die Vielfalt im Detail. Im Vordergrund ein Umzug der Freiwilligen Feuerwehr Einsiedel.
Ganz links: Georg Wittig, Fahrrad- und Fahrzeughandel und KFZ-Reparatur. Später auch Tankstelle und Schlosserei.
Mitte links: Die Fleischerei Karl Fischer. Das zugehörige Schlachthaus befand sich in einem Seitenflügel hinten im Hof.
Mitte rechts: Der Textilwarenhandel von Helene Roder, sie war vorher in der Hauptstraße 91. In den 1950er Jahren Übernahme des Ladens durch Frieda Freund, später kurzzeitig Wäschereiannahme Sixt. Danach bis zum Abriss des Gebäudes Fußpflege Inge Wolf.
Ganz rechts: Willy Riedel mit seinem Lebensmittelgeschäft. Willy Riedel war der Sohn von Guido Riedel und überzeugter Nationalsozialist. Seine für den damaligen Zeitpunkt vielleicht nachvollziehbaren politischen Ansichten sollten ihm nach dem verlorenen Krieg dann teuer zu stehen kommen.
Das nach dem Fabrikbrand 1880/81 zweite Ende für das Gebäude kam am 5. März 1945, es wurde durch anglo-amerikanische Bomber fast völlig zerstört.
Links: 1945, nur noch Trümmer…
Rechts der Eigentümer Willy Riedel. Er wurde ob seiner Gesinnung im Dritten Reich sofort nach dem Krieg verhaftet und verurteilt. Das Grundstück wurde zwangsenteignet und bis 31. Dezember 1992 durch den Rat der Gemeinde verwaltet. Das Foto zeigt Willy Riedel nach der Rückkehr aus dem Gefängnis am 8. Mai 1956 im Garten der Hauptstraße 97.
(Foto: Torsten Eisen)
Juli 1954.
Durch das Hochwasser erfuhr das nur notdürftig instand gesetzte Gebäude erneute Schäden.
Das Foto zeigt die Aufräumungsarbeiten an der davorliegenden Hauptstraße, die an dieser Stelle völlig unterspült worden war.
Ein Blick in den Hof: Oben links etwa um 1955. In der linken Hälfte des Fotos erkennen wir den großen Seitenflügel des Hauptgebäudes. Im Erdgeschoss befand sich bis März 1945 das Schlachthaus der Fleischerei von Karl Fischer. Dieser gesamte Flügel wich später einer Schuppenanlage (Rückbau), diese ist auf dem nebenstehenden Foto (Oktober 1999) noch erkennbar.
Oben rechts das Hintergebäude/Waschhaus um 1955. Hier war eine Wohnung im ersten Obergeschoss, direkt dahinter floss die Zwönitz.
(Fotos: Torsten Eisen)
Die Lindenbäume “Am Plan” in der rechten Bildhälfte des Fotos oben ließ die Gemeinde 1995 erheblich zurückschneiden. Die bereits damals festgestellten Dürreschäden weiteten sich aber trotzdem aus. 1998 oder 1999 wurden -nach kontroverser Diskussion zwischen Ortschaftsrat Einsiedel und Gartenamt Chemnitz- die Bäume gefällt und Neupflanzungen vorgenommen.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1993 wurde das Grundstück an die Riedelschen Erben zurück übertragen, daher auch der Name, der sich bis heute bei einigen erhalten hat: “Riedels Erben”.
August 1999: Links das Gebäude, es steht kurz vor dem Abriss. Noch ist es aber nicht vollständig freigezogen.
(Foto: Inge Wolf)
Auf dem rechten Foto Inge Wolf vor ihrer “Medizinischen Fußpflege”. Ihre Praxis befand sich vom 1. Mai 1973 bis zum 31. August 1999 in den Erdgeschossräumen.
Überhaupt war die Nutzung während der DDR-Zeit und auch nach der Wende äußerst vielseitig.
Nach dem Krieg hatte hier der Fotograf Rudolf Förster sein Atelier oder besser gesagt seine Wohnung, in der er arbeitete. Sein vorheriges Domizil war über dem “Restaurant zur Talsperre” in der Hauptstraße 42, welches völlig weggebombt wurde. Rudolf Förster war der Neffe von Hermann Förster, welcher ebenfalls ein Fotoatelier hatte (Harthauer Weg 1).
Neben Inge Wolfs Fußpflege befanden sich die Räume der ehemaligen Zahnarztpraxis. Diese waren seit dem Umzug des Zahnarztes in den Neubau der staatlichen Arztpraxis in der “Neuen Straße” frei.
Am 1. August 1980 wurde hier ein Kosmetiksalon durch Monika Scherf (Schreiter) eröffnet. Die Öffnungszeiten waren im wöchentlichen Wechsel von 7-15 Uhr und von 12-20 Uhr. Dies kam natürlich den zu DDR-Zeiten fast allen in einem Arbeitsverhältnis stehenden Frauen sehr entgegen. Nach der Wende war hier dann die Praxis für Allgemeinmedizin Dr. Ina Straßburger. Diese bezog nach Fertigstellung des Sparkassengebäudes gegenüber neue Räumlichkeiten.
Der “Jugendfilmclub Einsiedel” hatte Ende der 1970er Jahre im Erdgeschoss rechts für drei, vier Jahre sein Domizil.
Auch als Büro für den Schornsteinfeger (DDR-Zeit) und die Feuerwehr (nach der Wende) dienten einige Räume im Haus für begrenzte Zeit.
Nach dem Rückbau der oberirdischen Teile der Tankstelle 1996 blieb nur das Bürogebäude stehen, hier bezog ein Vietnamese mit seinem Textilhandel sein neues Quartier. (Mit der Tankstelle befassen wir uns später weiter unten etwas detaillierter.)
(Fotos: Inge Wolf)
Oktober 1999. Nach dem Fabrikbrand zum Jahreswechsel 1880/81 und der Vernichtung durch anglo-amerikanische Bomber 1945 wird das nunmehr dritte Gebäude erneut der Zerstörung anheimfallen.
Diesmal ist es aber gewollt und geplant. Unsere kleine Galerie zeigt einige Details:
Auf dem Areal entstand nun der zweite große Supermarkt in Einsiedel, ein „Superspar“. Er wurde im Sommer 2000 eröffnet.
(Foto links: Silke Holtfreter).
Bereits im Juni 2006 firmierte man in Folge Konzernübernahme um und fortan gab es in Einsiedel am gleicher Stelle einen EDEKA-Markt (Galerie unten).
Mit Schließung des Penny-Marktes (vormals „Plus““) am Wiesenufer im Februar 2012 war die EDEKA der einzige große Nahversorger im Ort.
Im Juni 2019 begannen am Wiesenufer 1 Bauarbeiten für die Neuerrichtung eines (zweiten) EDEKA-Marktes. Vorausgegangen waren an dieser Stelle die Abrissarbeiten des erst in den 1990er Jahren errichteten Plus/Penny-Marktes. Hier hatte sich nach der oben erwähnten Schließung von Penny mit der „Getränkewelt“ ein – ja, man ahnt es fast – Getränkemarkt recht gut etabliert.
Da die EDEKA keine zwei Geschäfte in Einsiedel betreiben wollte, wechselte der selbständige Kaufmann Wolfgang Woitschig, der den auf dieser Seite behandelten EDEKA-Markt betrieb, von einer Genossenschaft in eine andere oder genauer von der „Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin“ (EDEKA) zum „Revisionsverband der Westkauf-Genossenschaften“ (REWE) und wurde damit ein „nahkauf“-Kaufmann.
Am 25. und 26. November 2019 war der Markt wegen dieses Wechsels und damit einhergehender Umbauarbeiten geschlossen.
Marktwirtschaft:
Werbetafel des neuen EDEKA-Marktes Weber am Wiesenufer in Einsiedel direkt an der Straßenlaterne vor dem nahkauf.
(Für diesen neuen EDEKA-Markt haben wir unzählige Fotos von der Gebäudeerrichtung bis zur Einweihung. Und irgendwann wollen wir diese auch einmal publizieren.)
Aber vorerst endet an dieser Stelle unsere Dokumentation über den nahkauf und einen großen Teil aus dessen vorangegangener Historie in der Einsiedler Hauptstraße 97.
Jedoch ist längst noch nicht alles erzählt und wir setzen unseren Ausflug in die Geschichte nachfolgend fort.
Die Tankstelle
Oben zwei Annoncen von Georg Wittig. Zwischen beiden liegen etwa 20 Jahre. Die linke Anzeige ist nicht genau datierbar, wir lesen hier noch nichts von einer Tankstelle. In anderen Unterlagen erfahren wir aber, dass die Zapfsäule 1935 errichtet wurde. Wittig war Pächter von „Aral“ und betriebt wohl auch noch einen Fahrradhandel. Die Annonce rechts ist aus der Festschrift „700 Jahre Einsiedel“ von 1955. In den 1960er Jahren wurde die Tankstelle durch Georg Wittigs Tochter Hanni Markert übernommen, später finden wir dann hier die volkseigene Gesellschaft “Minol”. Und wir trafen hier Günter Drews, für viele von uns noch wohlbekannter Tankwart.
Bis zur Kündigung des Pachtvertrages durch „Elf-Minol“ mit Wirkung vom 1. Januar 1996 „schenkte er hier aus“. VK79 und VK88, nach der Wende auch „Benzin bleifrei“, nie aber Diesel.
(VK = Vergaserkraftstoff 79 oder 88 Oktan)
Einige Fotos hat uns Günter Drews überlassen, wir präsentieren sie gern:
Oben links wohl März 1987. Rechts dann eines der letzten Bilder Oktober 1999. Die oberirdischen technischen Anlagen der Tankstelle (Zapfsäulen) wurden bereits 1996 demontiert. Hier hatte dann der anfangs dieser Seite erwähnte Vietnamese mit „Obst, Gemüse & Textilien“ sein Domizil. Aber zwischen den beiden Bildern oben lag der Abriss der unterirdischen Tankanlagen im August 1998. Bernd Obermaier hat fotografiert:
Der Mühlgraben
Blicken wir nun noch einmal viele Jahrzehnte zurück und widmen uns dem Mühlgraben- und Wehrsystem, das über einen langen Zeitraum den Grundstock für die wirtschaftliche Nutzung des Grundstücks bildete.
Zwei alte Lithografien von Anfang des 20. Jahrhunderts.
Links das „Zwönitz-Knie“ in Höhe Hauptstraße 94, im Hintergrund erkennt man die Schützen der Riedelschen Wehranlage in der Zwönitz.
Unten (in Höhe Nr. 90, Fleischerei Edel) sind wir der Anlage schon etwas näher gekommen. Wir sehen jetzt links den zuführenden Teil des Mühlgrabens, der sogenannte „Obergraben“. Rechts erkennbar die Anlage in der Zwönitz.
Durch das Heben und Senken der Schützen an beiden Anlagen wurde der Wasserstand respektive die Fließmenge und Geschwindigkeit des Wassers im Mühlgraben reguliert.
Links und rechts zwei alte Aufnahmen mit Gebäuden der Fabrikstraße (Fabrikweg), die sich jenseits der Zwönitz befinden und die Wehranlage im Fluss zeigen.
Links das sogenannte „Lang-Häusl“ oder „Totengräberhäusel“ Fabrikstraße 4.
Rechts das Gebäude Fabrikstraße 11. Beide Häuser gibt es noch heute fast unverändert.
Es muss wohl in den 1930er Jahren gewesen sein, dass der längste Teil des Mühlgrabens zugeschüttet wurde. Mit dem zu dieser Zeit schon lange vorhandenen Stromnetz war die Wasserkraft entbehrlich geworden.
Auf den Bildern oben sehen wir ein noch verbliebenes Restelement des Mühlgrabens. Dieser Ablauf mündete schon kurz nach der unteren Brücke Neue Straße wieder in die Zwönitz.
Vielleicht diente dieser Ablauf der Fließmengenregulierung. Hier konnte die Wassermenge also reguliert werden, indem man Schieberegler (Schützen) öffnete oder schloss, bevor das Mühlgrabenwasser in der Fabrik seine eigentliche Arbeit verrichten konnte. Überschüssiges Wasser floss also bereits hier in die Zwönitz zurück. In der alten Karte oben finden wir aber keinen Hinweis auf diese Theorie.
Ob der Ablauf vielleicht auch Niederschlagswasser vom Kirchberg/Kirchgasse sammelt(e), ist unklar. Und ebenso unklar ist der Zeitpunkt, wann der letzte Teil des Mühlgrabens zugeschüttet wurde. Zur 700-Jahr-Feier 1955 war der Graben nach Zeitzeugenaussagen noch offen. Fotos oben vom 11. August 2006.
Wie das Wehr in der Zwönitz so sukzessive verschwand … ein Blick von der unteren Brücke flussaufwärts:
Die obenstehenden Bilder zeigen die untere Brücke während und kurz nach ihrer Fertigstellung 1926. Der Brückenbau und die Reichsstraße zerschnitten das Riedelsche Grundstück in zwei Hälften. Einer der Kompromisse war, dass in die Geländerbrüstung nachträglich zwei Pforten eingesetzt wurden, um Riedels den zügigen Übergang zwischen den beiden Grundstückshälften zu ermöglichen, ohne erst um das ganze lange Geländer herumlaufen zu müssen.
Noch am 16. Juli 2006 sehen wir eine dieser Öffnungen zwischen Fußweg und dem Parkplatz der seinerzeitigen EDEKA. Sie wird zum Zeitpunkt rege genutzt. Uns ist noch die ehemalige Holzpforte in Erinnerung, sie war in den 1970er/80er Jahren stets verschlossen. Zum Aufnahmezeitpunkt ist sie längst weggefault, Teile der Scharniere und das Schließblech auf dem Bild links künden aber vom ehemaligen Tor.
Fotos unten: Reichlich zehn Jahre später (11. Dezember 2016) sind Teile der historischen Brüstung entfernt und im Zuge dessen die ehemalige Pforte geschlossen.
Und auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat sich das Aussehen zwischen 16. Juli 2006 und 11. Dezember 2016 geändert.
Früher befand sich auch hier eine entsprechende Pforte.
Schlussendlich betrachten wir uns noch zwei Fotos vom ehemaligen Riedelsteg. Dieser führte an der Straßenbiegung der Feldstraße (vorher: Fabrikstraße, heute: Gärtnereiweg) direkt ins Riedelsche Grundstück. Dieser Steg wurde nach 1926 abgetragen, da er durch den Brückenbau entbehrlich geworden war. Auf dem Foto oben rechts erkennen wir ihn auch, es ist der obere der beiden Übergänge. Der untere führte von Gasthof Einsiedel zur Turnhalle (beide erkennbar), dieser Steg wurde von Hochwasser 1954 zerstört.
So, das war natürlich einiges an Lesestoff, wir hoffen, es hat gefallen!
Für die Unterstützung zu dieser Seite bedanken wir uns bei:
- … all den unzähligen Bereitstellern von Fotos und wertvollen Informationen, sie sind sämtlich oben genannt.
Wir können immer nur betonen, wie wichtig uns derartige Unterstützung ist. Ohne diese wäre ein Projekt wie das Heimatwerk Einsiedel kaum realisierbar!
Passender, ergänzende Artikel zu dieser Seite:
- Einsiedler Hauptstraße 119: > Roscher-Häusel <, das andere durch den Reichsstraßenbau geteilte Grundstück
- Fabrikweg 4: Das > Totengräberhäusel <