Einsiedler Hauptstraße 3

Gasthof und Lichtspieltheater Kaiserhof Einsiedel

 

Gasthof Kaiserhof Einsiedel

Postkarte postalisch gelaufen am 29. März 1910. Die Personen in der Mitte wurden mit abgelichtet, die Kutsche und das Auto hinein retuschiert. (Karte: Jürgen Fritzsche)

 

Aushang einer alten Annonce im Autohaus am KaiserhofRecht groß und über Einsiedel hinaus bekannt war der Gasthof “Kaiserhof” in der Hauptstraße Nr. 3. Einen kleinen Rückblick in dessen Geschichte gibt es auf dieser Seite.

Es war wohl in den 1870er Jahren, dass das Gasthaus unter dem Namen „Kaiserhof Einsiedel“ eröffnet wurde. Den frühesten Hinweis auf seine Existenz (der hier bei uns vorliegt), fanden wir im heutigen „Autohaus am Kaiserhof“ an der Theke ebenda.
Wir haben das einfach mal abfotografiert und wissen freilich selbst, dass die Aufnahme nicht der Reißer ist, dafür aber einen hohen Informationsgehalt besitzt:
Kaiserhof Einsiedel.
Heute zum ersten Feiertag lade ich zu einer Tasse guten Kaffee mit selbstgebackenem Kuchen, reichhaltiger Speisenkarte, ff. Bieren bestens ein. Zum zweiten Feiertag öffentliche Tanzmusik.
Anfang 4 Uhr.

Hierzu ladet ganz ergebenst einladet[sic]       Barth.

Wichtig die angegebene Quelle bzw. das Datum:
„Chemnitzer Tagblatt und Anzeiger“, 25. Dezember 1878

 

Das Deutsche Kaiserreich bestand seit 1871 und sollte der Name des Gasthauses darauf Bezug nehmen, war wohl die Eröffnung in den 1870er Jahren. Aber das ist spekulativ.
Ach, und übrigens, „ff.“ in der obigen Annonce steht für „sehr fein“ (finissimo), also sehr feine Biere.

Zeitgenössige Lithografien und Postkarten vom „Kaiserhof“ gibt es in vielen Motiven. Diese sind auch heute noch in Börsen und Auktionen problemlos erhältlich.

In der Zeit, als Ansichtskarten wie oben versandt wurden, muss es auch gewesen sein, dass der damalige Besitzer des Kaiserhofes den Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) erlaubte, in seinen Räumen Vereinsvergnügen abzuhalten. Dazu muss man wissen, dass die nach Ende des Sozialistengesetzes wieder öffentlich auftretenden Genossen in Einsiedel keinen Gastwirt fanden, um ihre regulären Versammlungen durchführen zu können. In wie weit die “Vereinsvergnügen” schließlich ausgelegt wurden, ist nicht bekannt.
Fakt ist aber, dass es der SPD 1901 erstmals gelang, Vertreter in den Einsiedler Gemeinderat zu entsenden.

In der Frühzeit des Automobils ist die Bekanntgabe der “Gehzeit” vom Bahnhof (10 Minuten) von großer Bedeutung und wird dementsprechend auch immer wieder publiziert:

Von den beiden nachfolgenden Postkarte lief die linke postalisch am 3. Juni 1918 als Feldpost. Das Motiv ist aber schon seit 1905 nachgewiesen. Die rechte Karte ist undatiert, zeigt uns aber den Zustand wohl Ende der 1920er/Anfang der 1930er Jahre. (Vorlagen: links Jürgen Fritzsche, recht Karl-Heinz Hähle)

Reklame, Reklame…

Vor dem „Kaiserhof Einsiedel“ hat sich der Verein “Stoppel-Quartett” zum Foto vor dem Gasthof aufgestellt. Auf dessen Standarte ist zu lesen “Stoppel-Quartett Kalt Eisen früh-heim”, – was immer das bedeuten sollte…
Auf Grund der “Hutmode” war es sicher eine lustige Männergesellschaft, die allerhand Zuspruch erfuhr.

 

 

 

 

 

 

 

 

Kaiserhof Einsiedel mit umgesetzter Litfasssäule.Fotos oben: Über die umverlegte Hauptstraße berichteten wir an anderer Stelle. Die Schwarzweiß-Aufnahme oben links (Matthias Löffler) zeigt uns den ursprünglichen Verlauf. Links im Bild die Hauptstraße 1, Mitte-hinten die Esse der Papierfabrik, rechts der Kaiserhof.
Das Buntfoto zeigt in etwa den gleichen Ausblick am 31. Oktober 2005.

Und auch bei dem nebenstehenden Bild gibt es etwas Bemerkenswertes … die Litfaßsäule wurde umgesetzt. Zuerst stand diese an der Gebäudeecke vor dem Kaiserhof, jetzt finden wir sie an der Kreuzung zur Funkstraße. Hier überdauerte sie übrigens die gesamte DDR-Zeit, in den 1990er Jahren wurde sie entfernt.
(Foto links: Frank Rößler)

 

 

 

 

 

Kinosaal Kaiserhof EinsiedelBereits 1925 eröffneten die “Kaiserhof Lichtspiele”. Mit seinen mit rotem Cord bezogenen Klappsesseln wird dem Kino ein fast großstädtisches Flair nachgesagt und die Veranstaltungen wurden dementsprechend rege genutzt. Zu den anfangs gezeigten Stummfilmen gab es die damals übliche Klavieruntermalung. Der Lichtspielsaal hatte 439 Sitzplätze.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kino, Kino…

Kinohinweis "Wochenblatt für EInsiedel"

 

 

 

 

 

Die nachfolgende, kleine Galerie zeigt uns diverse Außenputzarbeiten im Zusammenhang mit der endgültigen Fertigstellung des Lichtspieltheaters im Jahre 1940.
(Fotos: Matthias Löffler)

Kaiserhof Einsiedel nach der Modernisierung 1940.Links das Gebäude nach der Modernisierung.
(Foto: Matthias Löffler)

Kinoreklame "Der Feuerteufel" im Kaiserhof Einsiedel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zur Wiedereröffnung des Lichtspieltheater 1940 gab man den Film “Der Feuerteufel” mit Luis Trenker, wie wir aus obenstehender Werbung erfahren.

Während der Film zur Zeit der Napoleonischen Besatzungsmacht in Preußen und Österreich spielt und in einem engen Kontext zu den Filmproduktionen im Dritten Reich gesehen werden sollte, brachten am 5. März 1945 anglo-amerikanische Feuerteufel den “Kaiserhof” in die Allgegenwärtigkeit des Zweiten Weltkrieges zurück und bombten das Ende des Gebäudes ein.

Unten Ausblicke von der Erfenschlager Straße (heute Kurt-Franke-Straße) in Richtung Kaiserhof, vorne die „Niedere Brücke“. Links die 1930er Jahre, in der Mitte die Ruine nach dem Bombenangriff vom März 1945, rechts 25. Mai 2017.

Nach Jahrzehnten als freie, unbebaute Stelle, wurde 1999 von Matthias Löffler auf dem Grundstück eine Autowerkstatt errichtet. Wie bei den anderen, ehemaligen Gasthäusern “Waldesrauschen” und “Drei Eichen”, so ist auch der Name “Kaiserhof” nicht ganz aus Einsiedel verschwunden, sondern wird, wenn auch in anderer Branche, weitergeführt.

 


Heimatwerk Einsiedel sagt Danke!

 

 

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