Kleingartenverein Waldesrauschen e.V. & Gartenbaugenossenschaft

Dr. Daniel Gottlob Moritz Schreber

Dr. Daniel Gottlob Moritz Schreber

 

Der Name „Schrebergartenweg“ lässt sich – man ahnt es fast – auf die links und rechts säumenden Kleingärten zurück führen.
Der Name bezieht sich auf den Leipziger Arzt Dr. Daniel Gottlob Moritz Schreber (*15. Oktober 1808 in Leipzig,
†10. November 1861 ebenda), welcher jedoch nur der Namensgeber, nicht aber der Erfinder dieser Kleingärten war.

Der Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild, ein Mitstreiter Schrebers, war es, auf dessen Initiative der erste „Schreberverein“ zurückgeht. Er hatte seinerzeit mit den Eltern der Schüler einen Schulverein gegründet, den er nach Schreber benannte.
Es war 1865, also man die Einweihung des ersten „Schreberplatzes“ am Johannapark in Leipzig feierte. Zum Zeitpunkt hatte das mit Gärten noch gar nichts zu tun. Es handelte sich vielmehr um eine Spielwiese für Kinder von Fabrikarbeitern, die hier unter der Betreuung von Pädagogen spielen und turnen konnten.
Erst der Lehrer Heinrich Karl Gesell legte dann am Rande dieses Schreberplatzes Gärten an. Ursprünglich hatte er diese als eine weitere Beschäftigungsmöglichkeit für die Kinder gedacht, alsbald entwickelten sich die „Kinderbeete“ zu Refugien der Eltern, wurden „Familienbeete“, die man schließlich parzellierte und einzäunte.
Und von jetzt an waren es „Schrebergärten“ und man nannte sie auch so.
Rechts der Holzschnitt von Adolf Neumann zeigt Moritz Schreber.
(Holzschnitt: “Die Gartenlaube Illustriertes Familienblatt ” 1883)

 

Schrebergartenweg Einsiedel Dezember 2009

Das Foto oben vom 27. Dezember 2009 zeigt uns in der Bildmitte den Schrebergartenweg und gibt uns die Dimension eines Großteil des gesamten Kleingartenareals wieder. Bei den Gärten allerdings gilt es strikt zu unterscheiden.
Linkerhand des Weges die “Kleingartenanlage Waldesrauschen Einsiedel e.V.”. Rechts die Gartenbau-Genossenschaft, zu dieser gehört auch der (Genossenschafts-)Weg in der rechten Bildhälfte. Der Vollständigkeit halber muss noch angemerkt werden, dass, auf dem Foto nicht sichtbar, weiter oben am Dittersdorfer Weg noch die “Kleingartenanlage Waldblick Einsiedel e.V.” liegt, welche sich im November 2008 von der Anlage “Waldesrauschen” abspaltete.

 

Schrebergartenweg Einsiedel 2004

Schrebergartenweg Einsiedel 2004

Der Schrebergartenweg im Sommer 2004, links die Kleingartenanlage “Waldesrauschen”, rechts die Gartenbaugenossenschaft.
Zur Kleingartenanlage “Waldesrauschen e.V.”:
Deren Ursprünge lassen sich bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges zurück verfolgen.
In Folge der englische Seeblockade litt die Bevölkerung im Deutschen Reich unter schweren Versorgungsproblemen.
Ab etwa 1916/17 stellte die Gemeinde Einsiedel auf den Feldern des ehemaligen Uhligschen Gutes (Seydelstraße 3) oberhalb der Bahngleise kleine Gartenparzellen bereit, um den Anbau von Kartoffeln und Rüben zu ermöglichen. Hieraus ging später der “Gartenbau-Verein” hervor, der später auf der Grundlage der Schrebergärten wie eingangs beschrieben fort bestand und sich heute eben “Waldesrauschen e.V.” nennt. Der Name nimmt Bezug auf das ehemalige “Etablissement Waldesrauschen”.
Das ganze große Flurstück mit der Nr. 334 war Boden der Gemeinde Einsiedel und gehört heute der Stadt Chemnitz, von welcher wiederum der Kleingartenverein die Fläche pachtet.

 

 

 

 

 

Schrebergartenweg Einsiedel 2010

Schrebergartenweg Einsiedel 2010

Das andere Ende des Schrebergartenweges, von der Einmündung Anton-Herrmann-Straße aus betrachtet, am 3. Januar 2010.
Linkerhand liegt nun also die “Gartenbau-Genossenschaft” und rechts “Waldesrauschen e.V.”.
Zur Gartenbau-Genossenschaft:
Deren Flurstück mit der Nr. 335 ist mit einer Fläche von vier Hektar etwa doppelt so groß wie der Gegenpart vis-á-vis.
Es handelt sich um Grund und Boden, welchen einst der Landwirt Otto Bauer in finanzieller Not an einen Chemnitzer Grundstücksmakler verkaufte. Dieser spekulierte mit dem Areal auf Bauland, indes machte der Erste Weltkrieg eine gewinnbringende Vermarktung unmöglich. Nach Kriegsende konnten nun einige Einsiedler Bürger, die sich aus unterschiedlichen Beweggründen zusammengeschlossen hatten, dieses Grundstück erwerben. Sie gründeten die Gartenbau-Genossenschaft, die unter dem 24. Februar 1919 im Reichsgenossenschaftsregister als “Eingetragene Gartenbaugenossenschaft m.b.H.” amtsgerichtlich bestätigt wurde.

 

 

 

 

1908 mit Etablissement "Waldesrauschen" im Bau.

1908 mit Etablissement „Waldesrauschen“ im Bau.
(Foto: Thomas Schwebe)

1908
Von Gartenparzellen ist noch keinerlei Spur, von einem Weltkrieg allerdings auch noch nicht. Das im Bau befindliche Gesellschaftshaus Waldesrauschen wird wohl ein klein wenig den Glanz des Kaiserreiches nach Einsiedel bringen, auch wenn gekrönte Häupter als Besucher dort nicht nachgewiesen sind.
(Foto: Thomas Schwebe)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1914

1914
(Karte: Hans-Christian Günther)

1914
Unter dem 1. September lief die nebenstehende Ansichtskarte.
Auch hier erkennen wir das Gelände rund um den nachmaligen Schrebergartenweg als Anbaugebiet landwirtschaftlicher Erzeugnisse und keineswegs als Baugebiet für Gartenparzellen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Karte: Karl-Heinz Hähle)

(Karte: Karl-Heinz Hähle)

Ganz anders der Anblick Ende der 1920er Jahre.
In der rechts Bildhälfte sehen wir die mittlerweile bebauten Schrebergärten des Gartenbau-Vereins und die parzellierten Felder der Gartenbau-Genossenschaft.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Genossenschaft um 1972

Um 1972

Dieses Ansichtskartenmotiv (um 1972) zeigt uns die oberen Gärten der Gartenbau-Genossenschaft. Auffällig hier die große Menge an Obstbäumen. Fast in jedem Garten finden wir diese vor.

In den Anfangsjahren, etwa bis 1920, konzentrierte sich der Anbau vorrangig auf Kartoffeln, Rüben und Kohl. Vor allem Obstsorten kamen erst danach hier im kleingärtnerischen Anbau auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos oben: Der Einmündungsbereich des Schrebergartenweges in die Anton-Herrmann-Straße. Links eine Aufnahme aus den 1970er Jahren, rechts ein Foto vom 31. Oktober 2004.

 

Alter DRG-Eisenbahnwagon am Schrebergartenweg in Einsiedel

Alter DRG-Eisenbahnwagon

Dieser ehemalige Güterwagen der “Deutschen Reichsbahn Gesellschaft” (DRG) gehört der Gartenbaugenossenschaft.
Unter dem 25. April 1931 beauftragte der Vorstand ein Mitglied, sich um den Ankauf eines Güterwagens beim Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Chemnitz-Hilbersdorf zu kümmern.
Der Wagen konnte bereits am 15. Mai 1931 von den Reichsbahnwerkstätten Zwickau zum Preis von 310,00 Mark gekauft werden. Die Bahn transportierte diesen damals auch bis zum heutigen Standort.
Foto vom 30. Januar 2011, zum Zeitpunkt ist der hervorragend gepflegte Wagen in einem tadellosem Zustand.

 

 

 

 

 

 

 

Schlussendlich zeigt uns noch ein Ausschnitt aus einem Panoramafoto von Karl-Heinz-Hähle vom Schulturm aus die Größe der Gartenanlagen am Schrebergartenweg um 2009.

Schulturmblick Einsiedel

 


 

 

 

 

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